Vergangene Woche führte Swissgrid den Integrierten Markt ein – eine Marktplattform die sowohl den Abruf von Tertiärregelenergie wie auch die Energie für internationale Redispatches ermöglicht.
Als nationale Netzgesellschaft betreibt Swissgrid den Systemdienstleistungsmarkt in der Schweiz, um eine stabile Frequenz im Übertragungsnetz gewährleisten zu können. Für die Weiterentwicklung des Systemdienstleistungsmarkts ist Swissgrid stetig auf der Suche nach innovativen Lösungen. Dazu zählt die Zusammenführung von manuell abgerufenen Produkten für die Frequenzregelung und für den internationalen Redispatch in einen Integrierten Markt. Dieser wurde in der vergangenen Woche erfolgreich lanciert.
Bei Frequenzschwankungen im Übertragungsnetz greift Swissgrid aktiv ein und ruft zur Stabilisierung Regelenergie ab. Sie geht dabei dreistufig vor. Dafür halten Kraftwerke und andere Erbringer in der Schweiz Primär-, Sekundär- und Tertiärregelleistung im Auftrag von Swissgrid gegen eine Entschädigung vor. Während die Primär- und Sekundärregelenergie automatisch abgerufen werden, wird die Tertiärregelenergie manuell abgerufen. Swissgrid aktiviert diese Regelenergie bei Schwankungen im Netz, um den Ausgleich zwischen Produktion und Verbrauch wieder herzustellen. Auch im Engpassmanagement kommt es zur Regulierung von Energieflüssen. Bei einem sogenannten Redispatch greift Swissgrid in den Kraftwerkeinsatz ein und weist Erzeugungseinheiten an, die Produktion hoch- bzw. zurückzufahren um Netzengpässe zu beheben.
Der Integrierte Markt erlaubt neu die Nutzung der Tertiärregelenergie sowohl für die Frequenzregelung als auch für internationale Redispatches, da die beiden Produkte gleiche Charakteristiken haben und mit derselben Vorlaufzeit von 15 Minuten abgerufen werden. Der Integrierte Markt bringt verschiedene Vorteile mit sich. Das Produktdesign wird so angepasst, dass die Angebotsscheiben von 4 auf 1 Stunde verkürzt und die Angebote frei änderbar sind. Damit besteht keine Konkurrenz mehr zwischen dem Tertiärregelenergiemarkt und dem Intra-Day-Markt und Systemdienstleistungsverantwortliche (SDV) können die im Intra-Day-Markt nicht verkaufte Energie auf dem Integrierten Markt anbieten. Dank verbesserten technischen Prozessen kann ausserdem die vormals maximale Menge von 100 MW pro Angebot aufgehoben werden. Zusätzlich wurde die Angebotsabgabe vereinfacht: Neu ist die Abwicklung über das Kommunikationsprotokoll Energy Communication Platform (ECP) der ENTSO-E möglich, was eine direkte Kommunikation mit den IT-Systemen der SDV mit der Gebotsplattform von Swissgrid und damit eine Automatisierung der Prozesse erlaubt. Zudem wird die Transparenz der Prozesse erhöht. Einmal pro Stunde werden die aktuellsten Daten über Angebote und Abrufe von Tertiärregelenergie über ECP an alle SDV geliefert und gleichzeitig auf der Swissgrid Webseite veröffentlicht. Die Vergütung der Redispatches wird ebenfalls angepasst, was zur Erhöhung der Liquidität des Marktes und zu einer marktbasierten Entschädigung der Kraftwerke für Redispatch führt.
Der Integrierte Markt ist ein wichtiger Meilenstein für die Weiterentwicklung des Regelenergiemarkts. Er vereinfacht die Gestaltung neuer Produkte und steigert die Effizienz sowie die Verbindlichkeit des Markts. Das Projekt konnte dank der intensiven Zusammenarbeit zwischen Swissgrid und diversen Partnern aus der Schweizer Strombranche realisiert werden.