Eine wichtige Voraussetzung für den sicheren Betrieb des Übertragungsnetzes ist das Gleichgewicht von Stromproduktion und -verbrauch. Zu jeder Sekunde muss gleich viel Energie ins Netz eingespiesen werden, wie verbraucht wird, damit die Frequenz immer 50 Hertz beträgt. Bei unvorhergesehenen Schwankungen setzt Swissgrid Regelenergie ein: Sie beauftragt Kraftwerke, ihre Produktion zu erhöhen oder zu senken.
Beim Einsatz von Regelenergie gehen die Übertragungsnetzbetreiber in Europa dreistufig vor: Wenige Sekunden nach einem Ereignis, wie etwa einem ungeplanten Ausfall eines Kraftwerks, werden die Primärregelreserven eingesetzt. Innert wenigen Minuten lösen die Sekundärregelreserven diese ab und stellen die Frequenz von 50 Hertz wieder her. Dauert die Unausgeglichenheit länger als 15 Minuten, können die Netzleitstellen manuell Tertiärregelreserven aktivieren.
Damit diese Reserve jederzeit zur Verfügung steht, beauftragt Swissgrid die Kraftwerke mit deren Vorhaltung. Die drei unterschiedlichen Frequenzregelungsprodukte beschafft Swissgrid in eigens aufgebauten Regelleistungsmärkten: Die erforderliche Leistung wird auf Internetplattformen ausgeschrieben. Dort platzieren die Kraftwerke ihr Angebot zu einem bestimmten Preis. Bei einem Zuschlag haben die Kraftwerke die Pflicht, die gebotene Leistung in einem bestimmten Zeitraum sofort abrufen zu können. Dafür werden sie von Swissgrid entschädigt. Eine weitere Entschädigung erfolgt an die Kraftwerke, wenn Sekundär- und Tertiärregelenergie tatsächlich eingesetzt werden muss.
Swissgrid entwickelt die Regelleistungsmärkte laufend weiter. Ziel ist es, die Anzahl Anbieter, den Wettbewerb und damit die Liquidität in den Märkten zu erhöhen. Swissgrid ist mit ihren Weiterentwicklungen Vorreiterin in Europa: Eine Pionierarbeit war unter anderem der Aufbau einer internationalen Kooperation für die Beschaffung von Primärregelleistung oder die Einführung von Regelpooling.
Die Regelleistungsmärkte werden stark durch den Wandel der Energiesysteme getrieben. Entwicklungen wie die Energiewende und die Digitalisierung begegnet Swissgrid aktiv, wie das Projekt Equigy zeigt.
Stark engagiert sich Swissgrid zudem auf europäischer Ebene. Die durch die EU beschlossene Strommarktliberalisierung führt zu Neuerungen in den Regelleistungsmärkten. Swissgrid wirkt in zahlreichen europäischen Gremien mit, damit sie weiterhin in die internationalen Kooperationen eingebunden ist und mit ihren Partnern in Europa eng zusammenarbeiten kann.