- Trotz der Corona-Pandemie hat Swissgrid wichtige Meilensteine erreicht. Neue Marktprodukte erhöhen die Effizienz und schaffen Liquidität. Die Modernisierung der Netzinfrastruktur wurde vorangetrieben. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder. Swissgrid hat 2020 mit einem erzielten Volumen von CHF 178,1 Mio. deutlich mehr investiert als im Vorjahr (CHF 153 Mio.).
- Swissgrid erzielt ein Unternehmensergebnis von CHF 75,7 Mio. und übertrifft das Vorjahresergebnis (2019: CHF 66,7 Mio., ohne Sondereffekte). Die Eigenkapitalquote erhöhte sich per 31. Dezember 2020 auf 39,1%. Swissgrid ist wirtschaftlich stark und für die Zukunft gut aufgestellt.
- Mit digitalen Lösungen, motivierten und gut qualifizierten Mitarbeitenden optimiert Swissgrid ihre Tätigkeitsbereiche und leistet einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Energiestrategie 2050. Als Betreiberin des Übertragungsnetzes – Rückgrat der Schweizer Stromversorgung und Bindeglied zwischen Stromproduktion und Verbrauch – spielt Swissgrid bei der Energiewende eine wichtige Rolle. Die Bedeutung der Kompatibilität der Schweizer Gesetzgebung mit dem EU-Recht bleibt dabei unverändert hoch.
«Swissgrid konnte im Jahre 2020 wichtige Erfolge verzeichnen. Dank den frühzeitig ergriffenen Massnahmen waren sowohl die Gesundheit der Mitarbeitenden wie auch der sichere Netzbetrieb stets gewährleistet», sagt Yves Zumwald, CEO von Swissgrid. «Der Netzausbau wurde trotz den Sicherheitsmassnahmen zur Eindämmung der Pandemie vorangetrieben. Die nationale und auch internationale Zusammenarbeit hat hervorragend funktioniert. Dennoch ist die Schweiz aufgrund des fehlenden Stromabkommens zunehmend vom europäischen Strommarkt ausgeschlossen. Die Situation ist ernst, denn Netzsicherheit kann nur im europäischen Kontext effizient gewährleistet werden. Um die Effizienz und Liquidität im Strommarkt zu erhöhen, hat Swissgrid 2020 wichtige digitale Projekte lanciert, um den Herausforderungen der Energiewende zu begegnen und die Ziele der Energiestrategie 2050 zu unterstützen. Dank grossem Einsatz und der Flexibilität aller Mitarbeitenden können wir ein erfreuliches Unternehmensergebnis präsentieren.»
Modernisierung der Netzinfrastruktur zur Umsetzung der Energiestrategie 2050
Trotz der Corona-Pandemie konnte Swissgrid 2020 wichtige Fortschritte in Leitungsprojekten verzeichnen. Die Leitung Beznau – Birr (inkl. Teilverkabelung Gäbihübel bei Riniken) konnte ein Jahr früher als geplant in Betrieb genommen werden. Auch im Unterwallis laufen die Bauarbeiten für den Neubau der Höchstspannungsleitung zwischen Chamoson und Chippis nach Plan. Sie soll im Jahre 2022 in Betrieb gehen und damit den bestehenden Engpass zum Abtransport des im Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance produzierten Stroms beseitigen. Für den unterirdischen Teil der Leitung erstellt Swissgrid einen Tunnel in der Rhone-Ebene bei Martigny auf einer Länge von 1,2 Kilometern und in 12 bis 20 Meter Tiefe.
Swissgrid fokussiert bei der Entwicklung des Netzes auf die Versorgungssicherheit, die Umweltverträglichkeit und den volkswirtschaftlichen Nutzen. Ziel ist es, das Netz möglichst effizient zu nutzen, zu optimieren oder zu verstärken, bevor – als letzte Option – Ausbaumassnahmen ergriffen werden.
Nationale und internationale Marktprodukte für mehr Effizienz und Liquidität
In enger Zusammenarbeit mit den internationalen und nationalen Partnern ist es Swissgrid 2020 gelungen, in den für Swissgrid relevanten Märkten die Effizienz und Liquidität zu steigern.
Anfangs Jahr 2020 trat das neue Spannungshaltungskonzept in Kraft: Mit dem angepassten Vergütungsmodell erhalten alle Teilnehmer – am Netz angeschlossene Kraftwerke und Verteilnetzbetreiber sowie Endkunden – finanzielle Anreize, um die Spannungshaltung im Übertragungsnetz zu unterstützen. Damit wird die Netzstabilität weiter erhöht.
Seit Mai 2020 wendet Swissgrid für die Berechnung der für den Handel zur Verfügung stehenden Kapazität zwischen der Schweiz und Deutschland eine neue Methodologie an. Anstelle der bisher 4 GW wird die verfügbare Kapazität neu auf Basis der Anzahl an Ausserbetriebnahmen von Kernkraftwerken und Netzelementen sowie dem erwarteten Handelsszenario berechnet. Die neue Methodologie erlaubt somit eine Anpassung der Kapazität an die jeweilige Markt- und Netzsituation. Seit September 2020 gibt es eine automatisierte Intraday-Kapazitätsvergabe an der Grenze zwischen der Schweiz und Österreich.
Bedeutung der Kompatibiität der Schweizer Gesetzgebung mit dem EU-Recht
Die Europäische Union treibt die Entwicklungen im europäischen Strommarkt konsequent voran. Mit dem Inkrafttreten des Clean Energy Package werden unter anderem die Netzkapazitäten für den grenzüberschreitenden Stromhandel und der Wettbewerb erhöht. Ohne Stromabkommen und damit ohne Mitspracherecht spitzt sich die Lage für die Schweiz weiter zu: Es besteht die Gefahr, dass die Schweiz zukünftig weniger Strom importieren kann.
Umso wichtiger ist es für Swissgrid, dass die Schweizer Gesetzgebung (v.a. Stromversorgungsgesetz und -verordnung; StromVG, StromVV) möglichst EU-konform ausgestaltet ist, damit der allfällige Abschluss eines Stromabkommens nicht zusätzlich erschwert wird. Dieses Anliegen brachte das Unternehmen 2020 im Rahmen der Vernehmlassung zur Revision des Energiegesetzes ein.
In enger Zusammenarbeit mit der Branche hat Swissgrid zudem den Transmission Code und das Balancing Concept überarbeitet.
Erfreuliches Unternehmensergebnis und stabile Eigenkapitalbasis in anspruchsvollem Umfeld
Das Unternehmensergebnis beträgt CHF 75,7 Mio. und liegt über dem Vorjahresergebnis (2019: CHF 66,7 Mio., ohne damalige Sondereffekte). Grund dafür ist hauptsächlich das im Vergleich zum Vorjahr bessere Finanzergebnis, welches durch eine weitere Teilrückzahlung von Wandeldarlehen, der Rückzahlung der ersten Swissgrid Obligationsanleihe und erfolgten Refinanzierungen zu Marktkonditionen geprägt war. Auch die aufgrund der tieferen Tarifeinnahmen gestiegenen Netto-Unterdeckungen hatten einen positiven Einfluss auf das Jahresergebnis.
Swissgrid weist per 31. Dezember 2020 eine Bilanzsumme von CHF 3,1 Mia. aus. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich im Geschäftsjahr von 38,3% auf 39,1%. Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung vom 18. Mai 2021 für das Geschäftsjahr 2020 eine Dividendenauszahlung von CHF 37,9 Mio. (2019: CHF 31,5 Mio.).
Grösseres Investitionsvolumen, höherer Betriebsaufwand und tieferer Nettoumsatz
Swissgrid hat 2020 mit einem erzielten Volumen von CHF 178,1 Mio. deutlich mehr investiert als im Vorjahr (CHF 153 Mio.). Trotz der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Sicherheitsmassnahmen konnten insbesondere die Netzbauprojekte erfolgreich vorangetrieben werden.
Der Betriebsaufwand liegt mit CHF 224,8 Mio. um CHF 23,9 Mio. über dem Vorjahreswert. Die Zunahme ist auf die konsequente Umsetzung der Strategie 2022 sowie auf höhere Fremdleistungen, wie für Dienstbarkeitsentschädigungen an die Grundeigentümer, zurückzuführen.
Der Nettoumsatz beträgt CHF 588,2 Mio. und liegt somit um CHF 84,5 Mio. unter dem Vorjahreswert. Der Rückgang ist hauptsächlich auf tiefere Tariferträge sowie auf gesunkene und regulatorisch bedingt geringere verwendete Auktionserlöse zur Reduktion der anrechenbaren Netzkosten zurückzuführen. Der aufgrund der Covid-19-Pandemie gesunkene Stromverbrauch führte zusammen mit tieferen Tarifen in den Segmenten Netznutzung und allgemeine Systemdienstleistungen zu einer Reduktion der Tariferträge gegenüber 2019.
Der pandemiebedingt tiefere Nettoumsatz führt in Kombination mit den hohen Investitionen zu einem Free Cashflow, der unter den Erwartungen liegt.
Für die Zukunft ist Swissgrid äusserst solide aufgestellt.
Finanzieller Ausblick
Swissgrid ist gemäss Stromversorgungsgesetz Eigentümerin des Schweizer Höchstspannungsnetzes. Seit Anfang 2013 wurden 17 000 Anlagen mit einem Wert von über CHF 2300 Mio. von den damaligen Eigentümerinnen an Swissgrid übertragen. Dies stellt die bisher grösste und komplexeste vom Gesetz vorgegebene Transaktion in der Schweiz dar.
Die Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom hat im Januar und Februar 2021 die Verfügungen aller ausstehenden bewertungsrelevanten Verfahren erlassen. Basierend darauf kann Swissgrid die finale Entschädigung an die ehemaligen Übertragungsnetzeigentümer entrichten. Die Durchführung der finalen Entschädigung ist 2021 geplant und wird den Wert des Anlagevermögens von Swissgrid um voraussichtlich zwischen CHF 100 und 150 Mio. erhöhen. Diese Erhöhung führt aufgrund des regulatorischen Geschäftsmodells zukünftig indirekt auch zu einem höheren Unternehmensergebnis.
Mit Blick auf eine nachhaltige Energiezukunft und auf die mit dem «Strategischen Netz 2025» vorgesehenen Massnahmen ist weiterhin mit einem hohen Investitionsbedarf zu rechnen. Die langjährigen Genehmigungsprozesse und Einsprachen gegen Netzbauprojekte führen dazu, dass die Modernisierung der Netzinfrastruktur erschwert wird und die finanzielle Planung längerfristig angesetzt werden muss. Entsprechend wird im mittelfristigen Planungshorizont von steigenden Netzinvestitionen in der Höhe von CHF 175 Mio. bis CHF 275 Mio. jährlich ausgegangen.
Digitale Lösungen erhöhen die Effizienz und unterstützen die Netzstabilität
Das Schweizer Energiesystem befindet sich im grössten Umbruch seiner Geschichte. Erneuerbare Energien, Effizienzsteigerung und Elektrifizierung sowie Sektorkopplung sind die zentralen Elemente für die Umsetzung der Energiestrategie 2050. In der Energieversorgung der Zukunft wird Strom eine zentrale Rolle spielen. Als Betreiberin des Übertragungsnetzes – Rückgrat der Schweizer Stromversorgung und Bindeglied zwischen Stromproduktion und Verbrauch – hat Swissgrid dabei eine wichtige Funktion. Die Änderungen in der Stromproduktion führen zu neuartigen Stromflüssen, die den Netzbetrieb vor grosse Herausforderungen stellen. Ebenso muss die Netzinfrastruktur den veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden, um die Versorgungssicherheit langfristig gewährleisten zu können. Dank intelligentem Einsatz von neuen Technologien kann Swissgrid die bestehende Infrastruktur optimal nutzen. Verschiedene digitale Lösungen ermöglichen Swissgrid den Systembetrieb, den Netzausbau und auch das Anlagenmanagement effizienter und nachhaltiger zu gestalten. So kann Swissgrid ein widerstandsfähiges und wirtschaftlich betriebenes Übertragungsnetz für die Zukunft zu gewährleisten.
Mit der Crowd Balancing Platform Equigy ist es Swissgrid in Zusammenarbeit mit den Übertragungsnetzbetreibern TenneT und Terna gelungen, eine innovative Lösung zu lancieren. Die Blockchain-basierte Crowd Balancing Platform intensiviert die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene und schafft eine Standardisierung für die Integration von kleinen, dezentralen Einheiten in den Netzregelungsprozess. Damit trägt die Plattform wesentlich zur Netzstabilisierung bei und begünstigt die Umsetzung der Energiestrategie 2050.
Mit dem Projekt 3D Decision Support System steht Swissgrid eine Applikation zur Verfügung, die es mithilfe von Geodaten, Multi-Criteria Decision Analysis und 3D-Visualisierungen ermöglicht, für den Netzausbau Alternativen zu finden, welche die höchste Akzeptanz zwischen allen Entscheidungsträgern haben und realisierbar sind.
Um das Anlagenmanagement effizienter zu gestalten, verfolgt Swissgrid mehrere Robotic Aviation Projekte. Mit Drohnen werden die Anlagen abgeflogen und deren Zustand aus der Luft geprüft. Zusätzlich steht das neue Geoinformationssystem den Mitarbeitenden seit Mitte Jahr mit Daten aus den 3D-Modellen der Trassendigitalisierung auch mobil zur Verfügung und verbessert so die Wissensgrundlage.
2021 werden weitere digitale Lösungen vorangetrieben und Massnahmen zur Automatisierung des Netzbetriebs eingeführt. Im Fokus steht auch die langfristige Planung der Netzinfrastruktur: Swissgrid schafft 2021 die Voraussetzungen, um das «Strategische Netz 2040» zu erarbeiten. Damit leistet Swissgrid einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Energiewende.