- Swissgrid hat 2021 trotz anhaltender Unsicherheit durch die Corona-Pandemie ihr Kerngeschäft vorantreiben können: den sicheren Netzbetrieb sowie den Unterhalt und die Modernisierung des Übertragungsnetzes. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder. Swissgrid hat 2021 mit einem erzielten Volumen von CHF 208,6 Mio. deutlich mehr investiert als im Vorjahr (CHF 178,1 Mio.).
- Swissgrid erzielt ein Unternehmensergebnis von CHF 106,2 Mio. und übertrifft das Vorjahresergebnis (2020: CHF 75,7 Mio.). Das Ergebnis ist durch die regulatorischen Effekte aus der finalen Entschädigung der seit 2013 erfolgten Netzübernahmen beeinflusst. Die Eigenkapitalquote beträgt per 31. Dezember 2021 35,7 Prozent.
- Den Herausforderungen durch das fehlende Stromabkommen mit der EU sowie der zunehmenden Komplexität des Energiesystems begegnet Swissgrid mit innovativen Lösungen, motivierten und qualifizierten Mitarbeitenden sowie mit grossem Engagement, um die gute Zusammenarbeit mit den ausländischen und inländischen Partnern weiterzuführen.
Auch im zweiten von der Pandemie geprägten Jahr konnte Swissgrid die netzseitige Versorgungssicherheit ohne Unterbrüche gewährleisten. In der Modernisierung des Übertragungsnetzes wurden wichtige Fortschritte erzielt. Nach dem Abbruch der Verhandlungen mit der EU über ein Rahmenabkommen ist auch der Abschluss eines Stromabkommens in weite Ferne gerückt. Für den sicheren Netzbetrieb und somit eine zuverlässige Stromversorgung ist die Zusammenarbeit mit den Partnern in Europa von zentraler Wichtigkeit. Swissgrid engagiert sich deshalb innerhalb der Schweiz und mit den europäischen Partnern für neue Lösungen. Die Solidarität und die gute Zusammenarbeit der Übertragungsnetzbetreiber des europäischen Verbundnetzes zeigte sich zuletzt in der erfolgreichen Notfallsynchronisierung der ukrainischen und moldawischen Stromnetze mit Kontinentaleuropa.
«Wir blicken auf ein erfolgreiches Jahr 2021 zurück», sagt Yves Zumwald, CEO von Swissgrid. «Ich bin stolz auf das ganze Team, das mit grossem Einsatz und viel Selbstverantwortung den reibungslosen Betrieb des Übertragungsnetzes sichergestellt, den Unterhalt und die Modernisierung des Netzes vorangetrieben sowie wichtige Weichen für eine herausfordernde Stromzukunft gestellt hat.»
Versorgungssicherheit und Netzstabilität sind oberstes Ziel
Die Energiestrategie 2050 sowie die Klimastrategie des Bundes stellen neue Herausforderungen an die Energiebranche. Zudem treibt die EU die Schaffung eines EU-Binnenmarkts für Strom weiter voran. Die weitere Optimierung der flussbasierten Marktkopplung in der EU sowie deren geographische Erweiterung auf Osteuropa dürften in den kommenden Jahren eine grosse Herausforderung darstellen. Ohne Stromabkommen ist die Schweiz von diesen Entwicklungen ausgeschlossen. Es braucht heute Lösungen, damit die Versorgungssicherheit und Netzstabilität auch in Zukunft gewährleistet werden können. Swissgrid stärkt die Zusammenarbeit mit den nationalen und internationalen Partnern und lanciert innovative Lösungen, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
Swissgrid erarbeitet gemeinsam mit Schweizer Akteuren Lösungen
Die Gewährleistung der Versorgungssicherheit in der Schweiz ist eine Aufgabe, die auf verschiedene Ebenen und diverse Akteure verteilt ist. Nur in enger Zusammenarbeit können die künftigen Anforderungen an das Stromsystem erfüllt werden. Swissgrid erarbeitete gemeinsam mit führenden Stromproduzenten und Verteilnetzbetreibern einen Expertenbericht mit Massnahmen für die langfristige Versorgungssicherheit und Netzstabilität. Die beteiligten Akteure haben die Ausgangslage sowie die Anforderungen analysiert und dem Bundesamt für Energie sowie der Elektrizitätskommission (ElCom) verschiedene Lösungsansätze präsentiert. Der Expertenbericht fordert eine strategische Reserve im Sinne von Back-up Kraftwerken sowie den Zubau von inländischer Stromerzeugung, denn es braucht ein Mehr an Energie im System. Ausserdem muss die Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern auf staatlicher Ebene gesichert sein.
Internationale Zusammenarbeit bleibt essenziell
Das fehlende Stromabkommen beeinträchtigt die Mitwirkung von Swissgrid an wichtigen europäischen Prozessen. Die Teilnahme der Schweiz an verschiedenen Regelleistungskooperationen ist gefährdet.
Swissgrid ist mit der Unterzeichnung eines Vertrages mit der Kapazitätsberechnungsregion «Italy North» im Dezember 2021 zwar ein wichtiger Meilenstein gelungen, um die Einbindung der Schweiz zumindest an der Südgrenze zu verbessern. Die Probleme, die sich für Swissgrid aufgrund des fehlenden Stromabkommens ergeben, sind damit aber nicht gelöst. Solche Verträge zwischen benachbarten Übertragungsnetzbetreibern sind zeitlich befristet und müssen von allen zuständigen Regulierungsbehörden genehmigt werden. Die Vertragsverhandlungen mit der Region «CORE», welche auch die Situation an der Nordgrenze entspannen sollen, gestalten sich aufgrund der Vielzahl an involvierten Akteuren deutlich komplexer.
Trotz der Bemühungen auf allen Ebenen, die Risiken für die Schweizer Netzsicherheit zu reduzieren, werden die Herausforderungen bis 2025 stark zunehmen. Swissgrid setzt ihr Engagement fort, um weiterhin auf technischer Ebene mit den europäischen Partnern zusammenarbeiten zu können. Ein rein technisches Abkommen mit der EU wäre ein möglicher Weg, das fehlende Stromabkommen im Sinne einer Übergangslösung zu kompensieren.
Weitere Fortschritte im «Strategischen Netz 2025» wurden erzielt
Das Gelingen von Energie- und Klimastrategie setzt das entsprechende Übertragungsnetz voraus. Die langfristige Netzplanung ist von essenzieller Bedeutung, um die wandelnden Anforderungen an das Netz auch in Zukunft bewältigen zu können. Heute dauern die Bewilligungs- und Genehmigungsverfahren für ein Leitungsprojekt rund 15 Jahre. Swissgrid setzt sich für effiziente Bewilligungsverfahren ein und damit für eine Beschleunigung der Modernisierung des Netzes.
Bei wichtigen Netzprojekten des «Strategischen Netzes 2025» konnte Swissgrid gute Fortschritte erzielen. Ein Grossteil der Masten für die Leitung zwischen Chamoson und Chippis ist gebaut. Die Leitung wird 2022 in Betrieb genommen. Ebenfalls im Unterwallis schloss Swissgrid die Bohrung eines Tunnels für die unterirdische Leitung zwischen den Unterwerken La Bâtiaz und Le Verney in Martigny ab. Die beiden Projekte ermöglichen den Abtransport des im Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance produzierten Stroms. Im Jahr 2021 begann Swissgrid ausserdem mit dem Bau des letzten Abschnitts der Höchstspannungsleitung zwischen Mörel-Filet und Ernen. Ein Teil der neuen Verbindung ist bereits seit 2019 in Betrieb. Im Kanton Graubünden ersetzt und verstärkt Swissgrid die Masten der Leitung zwischen Pradella und La Punt. Im Unterwerk Mühleberg hat Swissgrid 2021 den neuen Transformator für Testzwecke zeitweise in Betrieb genommen. Gemeinsam mit der bewilligten Spannungserhöhung der Leitung zwischen Bassecourt und Mühleberg auf 380 kV – die Arbeiten starten dieses Jahr – kann Swissgrid die Importfähigkeit erhöhen und damit die Versorgungssicherheit im Mittelland langfristig gewährleisten.
Für mehrere Projekte konnte das Sachplan- oder Plangenehmigungsverfahren eröffnet werden. So hat Swissgrid 2021 dem Bundesamt für Energie ihre Gesuche für die Sachplanverfahren der Leitungen zwischen Marmorera und Tinizong sowie zwischen Innertkirchen und Mettlen eingereicht. Im Plangenehmigungsverfahren erwartet Swissgrid die Baubewilligung unter anderem für die Netzprojekte zwischen Airolo und Lavorgo, zwischen Chippis und Mörel sowie zwischen Bickigen und Chippis.
Das Bundesamt für Energie legte zudem im vergangenen Jahr den «Szenariorahmen Schweiz» vor. Auf dieser Basis erarbeitet Swissgrid das Strategische Netz 2040 und stimmt dieses mit den Verteilnetz- und europäischen Übertragungsnetzbetreibern ab. Die Publikation wird 2024, nach Prüfung durch die ElCom, erfolgen.
Digitale Lösungen gestalten die Stromzukunft
Swissgrid hat auch im vergangenen Jahr innovative Projekte realisiert, die eine Integration neuer erneuerbarer Energiequellen in ein stabiles Netz zum Ziel haben. Für die Crowd Balancing Platform «Equigy» konnte die österreichische Netzbetreiberin APG als neue Partnerin gewonnen werden. Die Plattform, die Swissgrid gemeinsam mit TenneT und Terna 2020 gegründet hat, ermöglicht mittels Blockchain-Technologie, kleine und flexible Energieressourcen einfacher zu bündeln, zu steuern und für die Stabilisierung des Netzes einzusetzen. Swissgrid startete im zweiten Quartal ein Pilotprojekt mit der ewz, um zu testen, wie diese Ressourcen möglichst effizient eingebunden werden können.
Digitale Lösungen eröffnen auch innerhalb des Unternehmens interessante Möglichkeiten. 2021 hat Swissgrid Erfahrung in der Anwendung von Data Science und künstlicher Intelligenz gesammelt und unter anderem ein Pilotprojekt zur Vorhersage von Ein- und Ausspeisungen im Übertragungsnetz in naher Zukunft durchgeführt. In der Anlagebewirtschaftung bieten Pilotprojekte mit Drohnen und Augmented Reality neue Chancen zur Effizienzgewinnung.
Veränderung in der Geschäftsleitung
Konrad Zöschg hat im August die Arbeit als Leiter der Business Unit Technology aufgenommen. Er folgt auf Rainer Mühlberger, der beschlossen hat, 2021 aus der Geschäftsleitung zurückzutreten und als Senior Strategic Advisor die Unternehmensstrategie 2027 zu entwickeln.
Regulatorisch bedingtes höheres Unternehmensergebnis und robuste Eigenkapitalbasis
Das Unternehmensergebnis beträgt CHF 106,2 Mio. und liegt über dem Vorjahresergebnis (2020: CHF 75,7 Mio.). Swissgrid hat seit 2013 die Anlagen des Übertragungsnetzes von den ehemaligen Eigentümern übernommen und 2021 die finale finanzielle Entschädigung geleistet. Die daraus resultierenden regulatorischen Effekte sowie höhere Netto-Unterdeckungen beeinflussen das Unternehmensergebnis.
Swissgrid weist per 31. Dezember 2021 eine Bilanzsumme von CHF 3,5 Mia. (2020: CHF 3,1 Mia.) aus. Die Eigenkapitalquote verminderte sich im Geschäftsjahr von 39,1 Prozent auf 35,7 Prozent. Die Abnahme ist auf die höhere Bilanzsumme und auf vorgezogene Refinanzierungen zu Beginn des Jahres 2022 zurückzuführen. Die Refinanzierungen wurden für Rückzahlungen von Wandeldarlehen, für weitere Zahlungen aus der Netzübernahme und laufende Investitionen verwendet.
Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung vom 18. Mai 2022 für das Geschäftsjahr 2021 eine Dividendenauszahlung von CHF 53,1 Mio. (2020: CHF 37,9 Mio.).
Höheres Investitionsvolumen, steigende Beschaffungskosten und mehr Nettoumsatz
Swissgrid erzielt 2021 ein Investitionsvolumen von CHF 208,6 Mio. (2020: CHF 178,1 Mio.). Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie ist es Swissgrid gelungen, wichtige Fortschritte bei den Netzbauprojekten aus dem «Strategischen Netz 2025» zu erzielen.
Der Beschaffungsaufwand beträgt 2021 CHF 417,5 Mio. und liegt somit CHF 189,0 Mio. über dem Vorjahreswert (CHF 228,5 Mio.). Um ihren wichtigen Beitrag für eine sichere Stromversorgung der Schweiz zu erfüllen, erbringt Swissgrid zahlreiche Dienstleistungen, deren Preisniveaus von den Spot- und Futures-Märkten abhängig sind. Demzufolge haben die Kosten für die Regelleistungsvorhaltung und SDL-Energie sowie die Beschaffungskosten für Wirkverluste zugenommen. Des Weiteren haben Entschädigungen aus der finalen Abgeltung aus den erfolgten Netzübernahmen an ehemalige Übertragungsnetzeigentümer zum Kostenanstieg beigetragen. Diese Entschädigungen basieren auf den von der ElCom erlassenen Verfügungen.
Der Betriebsaufwand liegt mit CHF 228,4 Mio. um CHF 3,6 Mio. über dem Vorjahreswert. Die Zunahme ist auf die Umsetzung der Strategie 2022 zurückzuführen. Die Strategie beinhaltet Massnahmen für eine sichere Stromversorgung sowie eine Erhöhung der Sicherheit für Menschen, Anlagen und Umwelt.
Der Nettoumsatz beträgt CHF 715,1 Mio. und liegt um CHF 126,9 Mio. über dem Vorjahreswert (CHF 588,2 Mio.). Der Anstieg ist hauptsächlich auf höhere Tariferträge für die Netznutzung und Erträge aus Bilanzgruppen-Ausgleichsenergie sowie höhere Auktionserlöse zur Reduktion der anrechenbaren Netzkosten zurückzuführen. Der Verwendungszweck der Auktionserlöse wird von der ElCom bestimmt.
Finanzieller Ausblick
Das Preisniveau für Strom an den Spot- und Futures-Märkten ist weiterhin hoch. Swissgrid rechnet demzufolge mit hohen Beschaffungskosten, um ihren Beitrag zu einer sicheren Stromversorgung der Schweiz erfüllen zu können. Aufgrund des regulatorischen Geschäftsmodells kann Swissgrid diese Kosten über die zukünftigen Tarifperioden vereinnahmen.
Um die nachhaltige Energiezukunft zu gewährleisten sind hohe Investitionen notwendig. Langjährige Genehmigungsprozesse und Einsprachen gegen Netzbauprojekte führen weiterhin dazu, dass die Modernisierung der Netzinfrastruktur verzögert wird. Im mittelfristigen Planungshorizont wird von steigenden Netzinvestitionen in der Höhe von CHF 175 Mio. bis CHF 275 Mio. jährlich ausgegangen.