Blick in den unterirdischen Stollen

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Zunächst eine Frage der Temperatur

Der Kabeleinzug für die unterirdische Verbindung La Bâtiaz – Le Verney in Martigny ist im Gange

Autorin: Marie-Claude Debons


Zieh deine Mütze an, es ist kalt draussen! Wir alle kennen diese elterliche Ermahnung vor dem Spielen in der Winterkälte aus unserer Kindheit. Dasselbe gilt für die zwölf Kabelrollen der unterirdischen Verbindung La Bâtiaz – Le Verney in Martigny (VS). Während die normale Körpertemperatur eines Menschen 37 °C beträgt, muss ein unterirdisches Kabel einer Höchstspannungsleitung eine Mindesttemperatur von 10 °C aufweisen, damit es richtig abgerollt werden kann. In der Winterkälte stehen die zwölf 380-kV-Kabel, die mit einem 50-Tonnen-Strassenkonvoi über rund 150 km transportiert werden, deshalb unter Dauerbeobachtung.

Alle bei Nexans Schweiz in Cortaillod (NE) hergestellten zwölf Kabelrollen werden mit einer Plane abgedeckt, bevor sie sich auf den Weg nach Martigny machen. Am Zielort angelangt, wird jedes Kabel mithilfe einer Wärmeschutzdecke erwärmt, um die erforderlichen 10 °C zu erreichen, die für den Einzug des Kabels in den unterirdischen Stollen unerlässlich sind.

Abwicklung des Kabels, links die nächste Spule unter Wärmeschutzabdeckung
Abwicklung des Kabels, links die nächste Spule unter Wärmeschutzabdeckung

Die Rollen werden nacheinander geliefert

Normalerweise beginnen die Kabelzugsarbeiten, sobald alle Rollen angeliefert worden sind. Im Winter ist das jedoch anders. Die Lieferung der zwölf Rollen mit einem Gewicht von je 30 Tonnen nach Martigny erfolgt gestaffelt zwischen dem 1. Dezember 2021 und Ende Januar 2022. Nach der Lieferung wird das Kabel erwärmt, damit die richtige Temperatur auf der Baustelle in Le Verney sichergestellt ist, bevor es in den Stollen verlegt wird. Angesichts der Tatsache, dass jedes Kabel 1350 m lang ist, reicht ein einfacher «Schal» nicht, um sie vor der Kälte zu schützen. Deshalb ist jede Kabelrolle mit einer Wärmeschutzdecke umhüllt. Eine elektrische Heizung bläst heisse Luft in diese Schutzplane, die sich wie ein Ballon aufbläst und so das Kabel erwärmt. Dieser Vorgang dauert einige Tage – Zeit für die Anlieferung des nächsten Kabels in Martigny. Sobald die Temperatur des ersten Kabels stimmt, wird die thermische Abdeckung auf der neu angelieferten Rolle angebracht und der Einzug des ersten Kabels in den Stollen beginnt.

Der auf der Baustelle in Le Verney aufgestellte Kran hebt die 30 Tonnen schwere Rolle an und legt sie in einen Abwickler, der an der Oberfläche vor dem Eingang des Schachts installiert ist. Zuvor wurde am anderen Ende des Stollens in La Bâtiaz zwei Winden installiert, eine elektrische am Boden des Schachts und eine thermische im Unterwerk. Ein Stahlzugseil wird von La Bâtiaz aus in den Stollen abgerollt. In Le Verney wird dieses Seil mit dem Kabel verbunden und der Einzug beginnt. Die elektrische Winde zieht das Kabel von La Bâtiaz aus mithilfe von drei schweren Schubvorrichtungen mit einer Leistung von 800 kg, die im Stollen verteilt sind. Wenn das Kabel am Ende des Schachts in La Bâtiaz angekommen ist, übernimmt die Winde mit Verbrennungsmotor und zieht es die letzten Meter bis zum Unterwerk La Bâtiaz hoch. Der Einzug einer Kabelrolle erfolgt an einem einzigen Tag.

Kabeleinzug in den unterirdischen Stollen
Kabeleinzug in den unterirdischen Stollen

Ein gut geschütztes unterirdisches Leiterkabel

Der Durchmesser jedes Kabels dieser unterirdischen Verbindung beträgt 12 cm, während der in das Herz des Kabels eingebettete Leiter, der zur Stromübertragung dient, einen Durchmesser von lediglich 4 cm aufweist. Das ist ein beachtlicher Durchmesser für einen unterirdischen Leiter (1000 mm2 Kupfer). Die 8 cm Isolierung und Schutz lassen die Waage hochschnellen: fast 11 kg pro Meter gegenüber 9 kg pro Meter für den Leiter, was ein Gewicht pro Meter Kabel von fast 20 kg ergibt. Man kann diese 380-kV-Kabel auch berühren, ohne einen Stromschlag zu riskieren, da der Leiter in der Mitte des Kabels durch eine 3 cm dicke Schicht aus Polyethylen (XLPE) isoliert ist.

Eine Herausforderung bei der Verkabelung in Leitungsprojekten ist die Ableitung der Wärme, die durch den durch das Kabel fliessenden Strom entsteht. In Martigny machten die besonderen geologischen Bedingungen in der Rhone Ebene den Bau dieser unterirdischen Verbindung möglich. Der Stollen, der auch mit einem Belüftungssystem ausgestattet sein wird, wurde durch verschiedene Schichten des ihn umgebenden Grundwassers gebohrt.

Ausfahrt aus dem Stollen in La Bâtiaz, Wechsel der Winde
Ausfahrt aus dem Stollen in La Bâtiaz, Wechsel der Winde

Betriebsbereit im März 2022

Der Stollen, der in einer Tiefe von 10 bis 20 m auf einer Länge von 1,2 km zwischen dem Unterwerk La Bâtiaz und Le Verney im Rhonetal bei Martigny gebohrt wurde, wird zwölf Höchstspannungskabel beherbergen. Sie bilden den letzten von drei Abschnitten der 380-kV-Leitung, die das Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance mit dem Übertragungsnetz verbindet. Die Inbetriebnahme dieses letzten unterirdischen Abschnitts ist für Ende März 2022 geplant.

Blick in den unterirdischen Stollen
Blick in den unterirdischen Stollen

Autorin

Marie-Claude Debons
Marie-Claude Debons

Senior Communication Manager


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