Der Netzanschluss für das Reservekraftwerk Birr steht seit dem 24. Februar 2023 bereit. Swissgrid hat den Netzanschluss in Rekordzeit errichtet. Zur Erhöhung der Versorgungssicherheit im Winter hat der Bundesrat verschiedene Massnahmen erlassen und Swissgrid unter anderem mit dem Netzanschluss für das Reservekraftwerk Birr beauftragt.
Der Bund stärkt mit verschiedenen Massnahmen die Energieversorgung der Schweiz im Falle einer Strommangellage. Dazu gehören auch Reservekraftwerke. Auf dem Betriebsgelände von General Electric (GE) in Birr (AG) wird ein solches mit acht modularen, mobilen Gasturbinen mit je ca. 30 Megawatt Leistung, insgesamt knapp 250 MW, installiert. Die Turbinen können mit verschiedenen gasförmigen und flüssigen Brennstoffen betrieben werden. Den Einsatz dieser Reservekraftwerke hat der Bundesrat in einer Verordnung geregelt. Der Abruf erfolgt durch Swissgrid. Diese Energiereserven können in ausserordentlichen Knappheitssituationen bis Ende April 2026 bei Bedarf eingesetzt werden.
Ein Netzanschluss in Rekordtempo
Um die Energie aus den mobilen Gasturbinen über das 220-kV-Unterwerk in Birr ins Übertragungsnetz einzuspeisen, musste Swissgrid einen neuen Netzanschluss erstellen. Der Netzanschluss für das Reservekraftwerk Birr steht seit dem 24. Februar 2023 bereit. Swissgrid hat den Netzanschluss in weniger als 6 Monaten errichtet, normalerweise dauert dies mehrere Jahre. Ein solches Projekt unter Hochdruck in nur wenigen Monaten umzusetzen, stellt eine enorme Herausforderung an das Projektteam, die beauftragten Lieferanten und Dienstleister dar. Dies bedarf zum einen der entsprechenden Infrastrukturbestandteilen wie Schaltanlage und Leitung. Zudem waren vor der Inbetriebnahme des Reservekraftwerks Birr in kurzer Zeit umfassende Vertragsverhandlungen zu betrieblichen Aspekten des Reservekraftwerks mit dem Bund und der Betreibergesellschaft notwendig. Höchste Priorität hat für Swissgrid die Sicherheit für Personen. Es wurde alles darangesetzt, dass zu jedem Zeitpunkt die Arbeitssicherheit gewährleistet ist.
Die produzierte Leistung aus den mobilen Gasturbinen wird mittels Transformatoren auf die Betriebsspannung von 220 kV für den Energieabtransport transformiert. Auf dem Firmengelände von GE wurde eine gasisolierte Schaltanlage (GIS) mit zwei Trafofeldern und einem Leitungsfeld installiert. Der Netzanschluss für das neue Reservekraftwerk wird in diesem Winter mit einem bereits bestehenden Netzanschluss einer nahe gelegenen Testturbine in Birr kombiniert. Dafür wurde eine neue 220-kV-Kabelverbindung vom GE-Firmengelände bis zur neuen Schaltanlage von Swissgrid gebaut. Die Investitionen für das gesamte Projekt betragen rund 16 Millionen Franken.
Sichere Energieversorgung für die Schweiz
Der Bundesrat hat zur kurzfristigen Stärkung der Winterenergieversorgung verschiedene Massnahmen erlassen und Swissgrid neue Rollen übertragen.
- Wasserkraftreserve: Der Bundesrat hat beschlossen, für den bevorstehenden Winter eine Wasserkraftreserve einzurichten. Die Wasserkraftreserve sieht vor, dass Speicherkraftwerke gegen Entgelt eine bestimmte Menge Energie zurückbehalten, die bei Bedarf abgerufen werden kann. Mit der Reserve soll eine Phase gegen Ende Winter mit reduzierten Importmöglichkeiten und geringerer Verfügbarkeit inländischer Stromproduktion während weniger Wochen überbrückt werden können.
- Notstromgruppen: Notstromgruppen werden zu virtuellen Kraftwerken gebündelt. Wie für die Wasserkraftreserve ist Swissgrid zuständig für den operativen Abruf der Notstromgruppen.
- Spannungserhöhung auf den Leitungen Bickigen – Chippis und Bassecourt – Mühleberg: Um Engpässe im Übertragungsnetz zu verhindern, ermöglicht der Bundesrat eine temporäre Erhöhung der Betriebsspannung für die beiden Übertragungsleitungen zwischen Bickigen und Chippis (Gemmileitung) sowie zwischen Bassecourt und Mühleberg von 220 kV auf 380 kV im Zeitraum Januar bis April 2023. Bis Ende Februar 2023 findet auf beiden Leitungen ein Testbetrieb statt.
- Reservekraftwerke: Nebst dem Netzanschluss für das Reservekraftwerk in Birr ist Swissgrid für den Abruf der Reservekraftwerke, nebst Birr auch Monthey (VS) und Cornaux (NE), verantwortlich. In diesem Winter steht eine Kraftwerkreserve von insgesamt rund 336 MW zur Verfügung.
Die Kosten für sämtliche oben aufgeführten Winterreserven werden gemäss Verordnung über einen neuen Zuschlag auf dem Netztarif von Swissgrid finanziert. Somit werden sie von allen Schweizer Stromkonsumentinnen und -konsumenten gemäss ihrem Verbrauch getragen.
Mittel- und langfristig sind weitere Massnahmen möglich, um wirkungsvoll einem Strommangel zu begegnen. Diese hat Swissgrid gemeinsam mit den Behörden und der Branche ausgearbeitet. Dazu gehören der Zubau an inländischer Produktionskapazität, beschleunigte Verfahren zum notwendigen Ausbau der Produktionsanlagen und Netzinfrastruktur sowie ein Stromabkommen mit der EU. Swissgrid arbeitet eng mit Partnern im In- und Ausland zusammen und setzt alles daran, ihren Beitrag an die sichere und zuverlässige Stromversorgung der Schweiz zu leisten.