| Medienmitteilung

Angespannte Energie- und Netzsituation für den Winter 2015/16 erwartet

Swissgrid schätzt die aktuelle Netzsituation und die Energieversorgung für den Winter 2015/16 als angespannt ein. Die Energiereserven sind aufgrund einer Verkettung besonderer Umstände knapp. Durch den Ausfall der Kernkraftwerke Beznau 1 und 2 fehlt ein grosser Teil an Bandenergie im 220-kV-Netz. Diese muss hauptsächlich aus Schweizer Speicherseen ersetzt werden, da der Import nur beschränkt zur Kompensation genutzt werden kann.

Im Winter wird in der Schweiz mehr Energie verbraucht als im Sommer. Ein Teil dieser zusätzlich benötigten Energie wird aus dem Ausland importiert. Die Energieversorger verwenden zudem die Wasserreserven aus den Speicherseen, um einen Teil des Verbrauchs zu decken.

Fehlende Bandenergie führt zu angespannter Energiesituation
Eine zeitgleiche Verkettung besonderer Umstände führt dazu, dass diese Energiereserven für den Winter 2015/16 knapp sind:

  • Aufgrund des trockenen Sommers und Herbsts führen Flüsse im langjährigen Schnitt deutlich weniger Wasser, was die Stromproduktion aus Laufwasserkraft verringert.
  • Die vom Bundesamt für Energie veröffentlichte Füllstandkurve der Speicherseen zeigt, dass diese im Vergleich zum langjährigen Mittel aktuell unterdurchschnittlich gefüllt sind.
  • Die Kernkraftwerke Beznau 1 und 2 sind aktuell ausser Betrieb. Damit fehlen in der Nordschweiz 720 MW Einspeisung ins 220-kV-Netz. Dadurch fehlt der entsprechende Teil an Bandenergie, welche den Grundbedarf an Strom abdeckt, der während des ganzen Tages nachgefragt wird.

Die fehlende Bandenergie muss über anderweitige Produktion wie beispielsweise aus Speicherkraftwerken kompensiert werden, was dazu führt, dass sich die entsprechenden Seen rascher als in den Vorjahren entleeren.

Situation im Übertragungsnetz verschärft sich
Die fehlende Energieerzeugung im 220-kV- und in den Verteilnetzen hat zur Folge, dass mehr Energie aus dem 380 kV-Netz auf die tieferen Netzebenen transformiert werden muss. Die Kapazitäten dieser Transformatoren sind jedoch limitiert. Um nicht in eine Überlast zu geraten, muss Swissgrid bereits jetzt häufiger als üblich in die Kraftwerkseinsatzplanung eingreifen (sogenannte Redispatch-Massnahmen). So werden zu gewissen Zeiten die Transformatoren entlastet.

Importe zur Kompensation sind nur beschränkt möglich
Der Austausch von Energie mit dem Ausland erfolgt zu rund 90 Prozent über das 380-kV-Netz. Durch die limitierte Transformatorenkapazität 380/220 kV sind Importe nur in beschränktem Umfang zur Kompensation der fehlenden Bandenergie im 220-kV- und Verteilnetz der Schweiz nutzbar. Das bedeutet, dass in der aktuellen Situation zwar genügend Energiereserven im Ausland und ausreichende Importkapazität an den Grenzen zur Verfügung stehen, diese aber für die Versorgung der Schweiz nicht vollständig genutzt werden können.

Swissgrid hat die aktuelle Situation frühzeitig erkannt und detaillierte Analysen und Berechnungen durchgeführt sowie Massnahmen im Übertragungsnetz ergriffen, um die Kapazität auf den Transformatoren möglichst optimal auszunutzen. Die zuständigen Behörden sind informiert.

Swissgrid beobachtet die Energie- und Netzsituation laufend und informiert unter www.swissgrid.ch/winter über die weitere Entwicklung.
 

Das Schweizer Übertragungsnetz besteht aus einer 380-kV-Ebene, über welche rund 90 Prozent der Importe und Exporte transportiert werden, und einer 220-kV-Ebene, die hauptsächlich der überregionalen und regionalen Versorgung dient. Die Kapazität der Transformatoren, welche die Energie von 380 auf 220 kV heruntertransformieren, bestimmt, wie viel an Import zur Versorgung der Schweizer Verbraucher genutzt werden kann.

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