Die Tarife für das Übertragungsnetz steigen 2023 an. Auslöser sind hauptsächlich die markant gestiegenen Preise auf den Strommärkten. Ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4500 kWh bezahlt 2023 im Durchschnitt CHF 70 für die Leistungen von Swissgrid. Dies entspricht rund 8 Prozent der jährlichen Stromkosten.
Die von Swissgrid erhobenen Tarife decken die Ausgaben für die Netznutzung und für die Systemdienstleistungen. Die Tarife für die allgemeinen Systemdienstleistungen und Wirkverluste steigen stark an, da sie den Preisentwicklungen auf den internationalen Strommärkten ausgesetzt sind. Der Tarif für die Netznutzung erhöht sich aufgrund regulatorischer Vorgaben und der nun abgeschlossenen Übernahme der Netzinfrastruktur. Der Tarif für Blindenergie sinkt hingegen leicht. Mit dem Ertrag aus den Netznutzungstarifen wird der Ausbau des Übertragungsnetzes finanziert, das einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leistet.
Für die Leistungen der nationalen Netzgesellschaft bezahlt ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4500 kWh im Jahr 2023 daher durchschnittlich CHF 70. Dies macht rund 8 Prozent der gesamten jährlichen Stromkosten des Haushalts aus. Damit nimmt die durchschnittliche finanzielle Belastung der Stromkonsumentinnen und -konsumenten für das Schweizer Übertragungsnetz insgesamt deutlich zu (2022: CHF 50).
Swissgrid engagiert sich konsequent für eine möglichst tiefe finanzielle Belastung der Stromkonsumentinnen und -konsumenten. Das Unternehmen konnte in den vergangenen Jahren die Produktpalette im Regelleistungsmarkt stetig weiterentwickeln. Dies führt zu mehr Liquidität im Markt und einer höheren Sicherheit im Netzbetrieb. Die Integration in die EU-Regelenergieplattformen wird allerdings aufgrund des fehlenden Stromabkommens zunehmend in Frage gestellt.
Die Tarife für die Netznutzung und die individuellen Systemdienstleistungen stellt Swissgrid den direkt am Übertragungsnetz angeschlossenen Verteilnetzbetreibern in Rechnung. Diese kalkulieren auf Basis der Swissgrid Tarife und ihrer eigenen Netzkosten die Tarife für ihre Endverbraucher. Diese können daher je nach Tarifstrukturen der Verteilnetzbetreiber unterschiedlich hoch ausfallen.
Höhere Tarife für allgemeine Systemdienstleistungen und Wirkverluste
Der Tarif für allgemeine Systemdienstleistungen steigt auf 0.46 Rappen pro Kilowattstunde (2022: 0.16 Rappen). Swissgrid rechnet aufgrund der erwarteten Preise auf den europäischen Strommärkten mit einem deutlich höheren Beschaffungsaufwand für Regelleistungsvorhaltung und muss zudem eine Unterdeckung abbauen, die grossteils ebenfalls auf die stark gestiegenen Strommarktpreise zurückzuführen ist. Swissgrid geht zum Zeitpunkt der Tarifkalkulation für 2023 von Preisen aus, die sich ungefähr auf dem sehr hohen Niveau der letzten Monate bewegen werden.
In der Sparte individuelle Systemdienstleistungen steigt der Tarif für Wirkverluste gegenüber dem laufenden Jahr auf 0.30 Rappen pro Kilowattstunde (2022: 0.14 Rappen). Ursächlich ist auch hier der stark steigende prognostizierte Beschaffungsaufwand in einem hochpreisigen Marktumfeld.
Sinkender Tarif für die individuelle Systemdienstleistung Blindenergie
Der Tarif für Blindenergie sinkt auf 1.60 Rappen pro Kilovarstunde (2022: 1.64 Rappen). Das ist nicht zuletzt auf das neue Spannungshaltungskonzept zurückzuführen, das Swissgrid 2020 eingeführt hat und die aktiven Teilnehmer noch stärker zu einem systemdienlichen Verhalten motiviert.
Leicht höhere Tarife für die Netznutzung
Die Tarife für die Netznutzung beinhalten einen Arbeitstarif, einen Leistungstarif sowie den fixen Grundtarif pro gewichtetem Ausspeisepunkt. Alle drei steigen 2023 gegenüber dem laufenden Jahr aufgrund regulatorischer Vorgaben und als Folge der nun abgeschlossenen Übernahme der Netzinfrastruktur leicht an. Die Tarife für die Netznutzung dienen dem Ausbau und Unterhalt des Übertragungsnetzes. Es ist das Rückgrat einer sicheren Stromversorgung in der Schweiz. Das Schweizer Übertragungsnetz gehört zu den sichersten und zuverlässigsten der Welt.
Systemdienstleistungstarife
Mit den Systemdienstleistungstarifen werden die Kosten für die allgemeinen und individuellen Systemdienstleistungen gedeckt. Zu den allgemeinen Systemdienstleistungen zählen unter anderem die Kosten für die Vorhaltung von Regelleistung. Mit der von den Kraftwerken zur Verfügung gestellten Regelenergie gleicht Swissgrid die kurzfristige Differenz zwischen Stromproduktion und -verbrauch aus. Zu den individuellen Systemdienstleistungen zählen insbesondere die Tarife für die Kompensation von Wirkverlusten und für die Lieferung von Blindenergie.
Netznutzungstarife
Die Netznutzungstarife decken die Kosten für die Erneuerung, den Ausbau, den Unterhalt, den Betrieb sowie die Überwachung des Übertragungsnetzes. Swissgrid berechnet die Tarife jeweils auf Basis von Prognosen. Unterschieden werden ein Arbeitstarif, ein Leistungstarif sowie ein fixer Grundtarif pro gewichtetem Ausspeisepunkt.
Über- und Unterdeckungen
Über- oder Unterdeckungen können entstehen, weil Swissgrid die Tarife jeweils auf Basis von Planzahlen im Voraus ermittelt. Innerhalb des betroffenen Geschäftsjahres ergeben sich regelmässig Differenzen zwischen den geplanten und den tatsächlich realisierten Kosten und Erlösen. Diese Differenzen – Über- oder Unterdeckungen – muss Swissgrid gemäss den regulatorischen Vorgaben in einem bestimmten Zeitraum ausgleichen.
Weiterverrechnung von Swissgrid Tarifen
Der allgemeine Systemdienstleistungstarif wird von Swissgrid an alle Verteilnetzbetreiber verrechnet, die diesen ihren Endverbrauchern weitergeben. Die Tarife für die Netznutzung und die individuellen Systemdienstleistungen stellt Swissgrid den direkt am Übertragungsnetz angeschlossenen Verteilnetzbetreibern in Rechnung. Diese kalkulieren auf Basis der umgewälzten Swissgrid Tarife und ihrer eigenen Netzkosten die Tarife für ihre Endverbraucher. Diese können daher je nach Verteilnetzbetreiber unterschiedlich hoch ausfallen.