Spannungserhöhung
Erhöhte Netz- und Versorgungssicherheit
Seit dem 21. November 2023 fliesst der Strom auf der Leitung zwischen Bassecourt (JU) und Mühleberg (BE) mit 380 Kilovolt (kV). Dank der höheren Spannung kann auf dieser wichtigen Nord-Süd-Verbindung mehr elektrische Energie transportiert werden. Dies ist besonders im Winter unerlässlich, wenn die Schweiz auf Stromimporte aus den Nachbarländern angewiesen ist. Mit der Umsetzung dieses Projekts aus dem «Strategischen Netz 2025» hat Swissgrid einen weiteren Meilenstein erreicht. Doch um die Netz- und Versorgungssicherheit in der Schweiz langfristig zu erhöhen, muss die weitere Modernisierung des Übertragungsnetzes schnell realisiert werden können.
Die 45 Kilometer lange Leitung Bassecourt – Mühleberg wurde 1978 gebaut und bereits damals für eine Spannung von 380 kV bewilligt. Bis Ende Juli 2023 hat Swissgrid sie mit 220 kV betrieben und dann für drei Monate vom Netz genommen. In diesem dreimonatigen Ausschaltzeitfenster erfolgten Montagearbeiten zur Modernisierung der Leitung. Die Tiefbauarbeiten realisierte Swissgrid bereits im Vorfeld, ab Sommer 2022, während die Leitung in Betrieb war. Die baulichen Massnahmen waren notwendig, da sich die Vorschriften und Grenzwerte bezüglich elektromagnetischer Felder und Lärm seit dem Bau der Leitung im Jahr 1978 verschärft haben. Nach rund 15 Monaten Bauzeit hat Swissgrid die Leitung am 21. November 2023 erfolgreich mit einer Spannung von 380 kV in Betrieb genommen.
Die Investitionen belaufen sich auf rund 17 Millionen Franken. Mit der Realisierung des Projekts ist ein wichtiger Meilenstein in der Umsetzung des «Strategischen Netzes 2025», der langfristigen Netzplanung von Swissgrid, erreicht.
Die Schweiz ist keine Strom-Insel
Das Stromsystem in Europa und in der Schweiz befindet sich in einer tiefgreifenden Transformation. Mit der Dekarbonisierung gehen Kraftwerke mit gesicherter Energieproduktion vom Netz, neue erneuerbare Energien mit einem volatilen Produktionsmuster werden ausgebaut. Diese Entwicklungen betreffen die Netzbetreiber in mehrfacher Weise und stellen sie vor grosse Herausforderungen. Nord-Süd-Verbindungen wie die Leitung Bassecourt – Mühleberg sind nicht nur für den Abtransport der Energie aus inländischer Produktion wichtig. Sie erhöhen auch die Importfähigkeit der Schweiz, da sie im Winter ihren Strombedarf nicht aus eigener Produktion decken kann.
Das Übertragungsnetz, ein Schlüsselelement für eine nachhaltige Energiezukunft
Die Modernisierung des Übertragungsnetzes legt die Basis für eine nachhaltige Energiezukunft. Sein Um- und Ausbau kommt nur langsam voran. Bloss ein Drittel des insgesamt 6700 Kilometer umfassenden Übertragungsnetzes von Swissgrid stammt aus der Zeit nach 1980. Um den sicheren, leistungsfähigen und effizienten Betrieb des Schweizer Stromsystems zu gewährleisten, müssen bestehende sowie in Zukunft drohende Engpässe beseitigt werden. Die Spannungserhöhungen auf 380 kV der Leitungen Bassecourt – Mühleberg und Bickigen – Chippis (Gemmileitung) sind wichtige Elemente hierzu. Dies zeigen die Erfahrungen aus dem Winter 2022/23. Zur kurzfristigen Stärkung der Versorgungssicherheit erliess der Bundesrat verschiedene Massnahmen. Unter anderem konnten diese beiden Leitungen temporär mit 380 kV betrieben werden. Aus diesem Testbetrieb zwischen Januar und April 2023 konnte Swissgrid wichtige Erkenntnisse gewinnen: Die Netzsicherheit wurde erhöht und es waren weniger Eingriffe in den Netzbetrieb notwendig. Engpässe im Schweizer Übertragungsnetz wurden deutlich entlastet und der Energieaustausch im Land sowie grenzüberschreitend verbessert. Ausserdem wurden durch den Energietransport verursachte Stromverluste reduziert. Es ist wichtig, dass Swissgrid nun auch die Spannungserhöhung auf der Leitung Bickigen – Chippis schnell realisieren kann. Dazu ist jedoch die Plangenehmigung erforderlich, welche seit Februar 2022 beim Bundesverwaltungsgericht hängig ist.
Die rasche Umsetzung der Projekte aus dem «Strategischen Netz 2025» ist ein zentraler Faktor für die zukünftige Netz- und Versorgungssicherheit der Schweiz.
Die Umbauarbeiten an der Leitung Bassecourt – Mühleberg im Überblick
Im Zuge der Modernisierung wurden bestehende Strommasten und weitere Komponenten angepasst. Die Leitungsführung und damit das Landschaftsbild blieben unverändert. Insgesamt wurden an 56 von 142 Masten sowie an den Abspannportalen der beiden Unterwerke Pieterlen und Bassecourt Umbaumassnahmen realisiert. Betonfundamente, Masten und Portale wurden verstärkt und Doppeltragketten eingebaut. Diese dienen der erhöhten Sicherheit, besonders in der Nähe von Siedlungsgebieten oder im Bereich von Kreuzungen mit Strassen oder Bahnlinien. Um den Abstand zwischen dem Boden und den stromführenden Leiterseilen zu vergrössern, wurden die Seile stärker angespannt. Dank der Modernisierung der Leitung werden beim Betrieb mit 380 kV alle aktuell gültigen Verordnungen und Grenzwerte bezüglich elektromagnetischer Felder und Geräuschen eingehalten.