Strom ist in unserem Leben so selbstverständlich wie allgegenwärtig. Ohne ihn läuft weder unser gesellschaftliches noch unser wirtschaftliches Leben. Als Rückgrat der Schweizer Stromversorgung spielt das Übertragungsnetz für die Versorgungssicherheit eine zentrale Rolle. Es ist also von grösster Bedeutung für unser Land, für unsere Gesellschaft und Wirtschaft. Die Fachleute von Swissgrid sind entsprechend engagiert: das Schweizer Übertragungsnetz ist Teil des kontinentaleuropäischen Verbundnetzes und gehört zu den sichersten und stabilsten der Welt.
Das Netz muss modernisiert werden
Diese Sicherheit hat einen Preis. Zum einen kosten Unterhalt und Betrieb. Zum anderen muss das Netz erneuert und ausgebaut werden, um die Herausforderungen der Stromversorgung auch in Zukunft meistern zu können. Treibende Faktoren sind die Liberalisierung des Strommarkts sowie der Wandel in Stromkonsum und -produktion: ist in den nächsten Jahren in Europa mit der Abschaltung von weiteren Kern- und Kohlekraftwerken zu rechnen, speisen mehr Wind- und Solaranlagen ins Netz ein. Die daraus resultierenden strukturellen Engpässe im Schweizer Netz werden bereits heute sichtbar. Um die Wirtschaftlichkeit des Schweizer Stromsystems zu sichern, müssen diese Engpässe beseitigt werden.
Die Modernisierung des Übertragungsnetzes ist daher der Schlüssel für eine nachhaltige Energiezukunft. Die Fachleute von Swissgrid haben die notwendigen Massnahmen im Projekt «Strategisches Netz 2025» transparent dargelegt. Zu diesen Massnahmen gehören eben auch der Um- und Neubau von Höchstspannungsleitungen.
Technologie und Gelände beeinflussen die Kosten
Die Wichtigkeit des Übertragungsnetzes ist unumstritten, der Einfluss auf Mensch und Umwelt hingegen nicht. So stören sich die einen oder anderen an den Masten und Leiterseilen im Landschaftsbild und wünschen sich diese Infrastruktur in den Boden. Swissgrid erarbeitet deshalb bei jedem Netzprojekt sowohl Kabel- als auch Freileitungsvarianten. Den Entscheid, welche Variante gebaut wird, fällen die Behörden.
Die Baukosten einer neuen Leitung hängen von verschiedenen Faktoren ab, einer davon ist die gewählte Leitungstechnologie. Eine Erdverkabelung, also eine Leitung, die unterirdisch gebaut und betrieben wird, kostet immer mehr als eine Freileitung. Die Experten von Swissgrid rechnen damit, dass ein Erdkabel im besten Fall doppelt und im ungünstigsten Fall zehnmal so teuer ist wie eine Freileitung.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Gelände, das durchquert werden muss. Es ist einfacher und billiger, eine Freileitung im Mittelland zu bauen als im hochalpinen Gebiet. Gleichermassen verhält es sich bei Erdverkabelungen. Die Kosten unterirdischer Leitungen unterscheiden sich von Fall zu Fall. Neben der Topografie und dem Baugrund wirken sich beispielsweise auch Infrastrukturen wie Strassen oder Bahnlinien, die gequert werden müssen, auf die Kosten aus. Über den Lebenszyklus betrachtet sind Erdverkabelungen auch im Unterhalt teurer als Freileitungen, die Behebung von Schäden ist aufwändiger und dauert viel länger.
Premiere am Bözberg
Noch gibt es verhältnismässig wenig Erfahrung mit Erdverkabelungen. Im Rahmen des Netzbauprojekts Beznau – Birr wurde schweizweit zum ersten Mal ein 1,3 Kilometer langes Teilstück einer Höchstspannungsleitung unterirdisch gebaut.
Zusammen mit den beiden Übergangsbauwerken, welche die Erdkabel mit den Freileitungen verbinden, sind dabei Kosten von 20 Mio. CHF entstanden. Das ist übrigens genau der Betrag, den die Experten bei Swissgrid budgetiert hatten. Die Freileitung hätte über den gesamten Lebenszyklus gerechnet rund sechs Mal weniger gekostet. Das Projekt Beznau – Birr zeigt auf, dass für vergleichbare Erdkabelprojekte im Schweizer Mittelland mit durchschnittlichen Kosten von rund 10 bis 15 Millionen Franken pro Kilometer zu rechnen sind.
Doch wer trägt denn eigentlich die Kosten für das Übertragungsnetz? Jeder einzelne Strombezüger in der Schweiz. Die Kosten werden also solidarisch von allen getragen. Swissgrid kalkuliert jedes Jahr die Stromtarife. Diese werden von der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom) reguliert. Diese wacht darüber, dass die Leistungen von Swissgrid wirtschaftlich sind.
Die Kosten allein sind nicht entscheidend
Beim Bau neuer Leitungen sind die Kosten ein wichtiges Argument, aber nicht das einzige. Eine Begleitgruppe, zusammengesetzt aus Vertretern verschiedner Bundesämter, der betroffenen Kantone, Umweltverbänden und Swissgrid, erarbeitet Empfehlungen zum Leitungsverlauf und zur einzusetzenden Technologie. Die Mitglieder der Begleitgruppe stützen sich dabei auf das Bewertungsschema für Übertragungsleitungen. Dabei werden neben technischen Aspekten auch die Faktoren Raumentwicklung, Umwelt und Wirtschaftlichkeit berücksichtigt. Bei jedem Projekt wird neu beurteilt, ob und wo ein Erdkabel gebaut wird. Die Entscheidung obliegt letztlich dem Bundesrat. Swissgrid setzt die Projekte so um, wie sie von den Behörden festgesetzt wurden. Pläne und Budget für das Bauwerk werden wiederum vom Regulator geprüft. Egal ob in der Luft oder im Boden: Eine Höchstspannungsleitung bleibt ein Einschnitt in die Landschaft. Die Broschüre «Freileitung und Erdverkabelung» beleuchtet den ganzen Entscheidungsprozess, die Vor- und Nachteile der Technologien und die Rollen der involvierten Stellen.
Der Blick aufs Ganze
Für die Fachleute bei Swissgrid ist eine Leitung nie nur eine Verbindung zwischen zwei Punkten, sondern stets ein Element in einem sehr grossen Gefüge, dem schweizerischen Höchstspannungsnetz, das mit 41 Grenzleitungen ins kontinentaleuropäische Verbundnetz integriert ist. Dem tragen sie bei der Planung von neuen Netzelementen ebenfalls Rechnung. Dabei muss berücksichtigt werden, dass sich Leitungen im Boden physikalisch anders verhalten als in der Luft. Je mehr Leitungen unterirdisch verlaufen, desto grösser sind die Auswirkungen auf das Höchstspannungsnetz.
Auch wenn ein sicheres und stabiles Höchstspannungsnetz als kritische Infrastruktur für unser Land eine so wichtige Rolle spielt, ist dessen unterbruchsfreier Betrieb nicht selbstverständlich. Es braucht die Fachleute bei Swissgrid, die sich Tag und Nacht für einen sicheren Betrieb sowie für die Erneuerung und den Ausbau einsetzen.