Redispatch: Wenn das Stromnetz unter Druck gerät

Internationale Stromflüsse und der Umbau des Stromsystems machen den Netzbetrieb anspruchsvoller

Autor: Noël Graber


Immer häufiger muss Swissgrid eingreifen, damit Teile des Übertragungsnetzes nicht zu stark belastet werden. Wichtigste Gründe: Der Umbau des Stromsystems und zunehmende Stromflüsse über die Landesgrenzen hinweg sorgen für Engpässe im Netz. Das macht den Betrieb anspruchsvoller und teurer.

Droht auf einer Leitung oder bei einem Transformator eine Überlastung, spricht man von einem Engpass. Um diesen zu beseitigen, greift Swissgrid in den laufenden Netzbetrieb ein. Dabei kann es auch nötig sein, dass Swissgrid die Produktion von Kraftwerken anpasst. Dabei wird auf der einen Seite des Engpasses ein Kraftwerk angewiesen, mehr Strom zu produzieren, auf der anderen Seite eines, weniger zu produzieren. Die Strommenge bleibt gleich, ist aber geografisch anders verteilt – es fliesst also weniger Strom über das betroffene Netzelement – das nennt man Redispatch.

Zwei Entwicklungen führen dazu, dass es immer mehr solche Redispatch-Eingriffe braucht:

  1. Das Stromsystem wandelt sich: Immer mehr Strom kommt aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind. Diese produzieren nicht gleichmässig – das macht die Stromflüsse unvorhersehbarer und führt zu hohen Leistungsspitzen. Durch den meist dezentralen Charakter der erneuerbaren Energien kommt es zu Änderungen der Produktionsorte. Das Netz wurde damals jedoch für die klassische Produktion an zentralen Standorten ausgelegt.
  2. Internationale Stromflüsse nehmen zu: Das Schweizer Übertragungsnetz ist eng mit dem europäischen verbunden. Strom fliesst immer häufiger grenzüberschreitend – das führt zu zusätzlichen Belastungen.

Die Zahlen zeigen die Dimension: 2018 musste Swissgrid für Redispatch-Massnahmen noch 170 Gigawattstunden (GWh) Energie einsetzen, 2024 waren es bereits 660 GWh – fast viermal so viel.

Internationale Zusammenarbeit wird wichtiger

Nicht alle Engpässe lassen sich allein durch Massnahmen in der Schweiz beheben – besonders wenn sie an der Grenze oder in Grenznähe auftreten. In solchen Fällen arbeitet Swissgrid mit benachbarten Übertragungsnetzbetreibern zusammen.

Ein Beispiel: In Deutschland wird immer häufiger Redispatch-Leistung benötigt – und zwar aufgrund der starken Einspeisung von Solar- und Windenergie. Schweizer Speicherkraftwerke leisten hier einen wichtigen Beitrag für das Engpass-Management. Aber auch die Schweiz braucht immer wieder Redispatch-Unterstützung von den Nachbarländern. Zum Beispiel, wenn die Speicherkraftwerke in den Alpen während der Sommermonate stark produzieren und gleichzeitig hohe Solar-Leistungsspitzen hinzukommen.

Netzbetrieb wird aufwändiger – Kosten steigen

Mit der Zahl der Engpässe steigt auch der Aufwand für Swissgrid. Die Spezialistinnen und Spezialisten müssen immer häufiger eingreifen. Hinzu kommt: Nicht immer steht die nötige Redispatch-Energie zur Verfügung. Das erschwert den Netzbetrieb weiter.

Die Kosten solcher Eingriffe trägt in der Regel der Verursacher: Bei internationalen Redispatches also der anfragende Netzbetreiber. Bei nationalen Massnahmen zahlen die Schweizer Stromkonsumentinnen und -konsumenten.

Der Schlüssel liegt im Netzausbau

Damit das Netz auch in Zukunft stabil und mit möglichst wenig Engpässen betrieben werden kann braucht es einerseits eine enge Zusammenarbeit mit Europa. Gleichzeitig muss das Netz aber auch ausgebaut und modernisiert werden. Swissgrid hat dafür einen klaren Plan: das strategische Netz. Es basiert auf den Szenarien des Bundes und zeigt, wo das Netz verstärkt, modernisiert und ausgebaut werden muss.

Das Problem: Der Ausbau geht aufgrund der langwierigen Verfahren nur langsam vorwärts. Zwischen Planung und Inbetriebnahme einer Leitung vergehen heute oft 15 Jahre. Damit der Ausbau schneller vorankommt, braucht es einfachere und schnellere Prozesse. Nur so lassen sich die wachsenden Herausforderungen im Stromnetz meistern.



Autor

Noël Graber
Noël Graber

Head of External Communication


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