Wir schreiben das Jahr 2004. Während der rumänische Song «Dragostea din teï» die Schweizer Hitparade stürmt, Chris von Rohr «Meh Dräck» verlangt und der Bau einer zweiten Gotthardröhre bei der Volksabstimmung klar abgelehnt wird, gründen sieben Schweizer Verbundunternehmen die heutige Schweizer Netzgesellschaft Swissgrid.
«Stopp! Halt! Kurze Pause. Im Jahr 2004? Können die bei Swissgrid nicht richtig rechnen? In diesem Jahr kann doch nicht das 15-jährige Jubiläum sein, wenn Swissgrid bereits 2004 gegründet wurde?» Wir bitten um Geduld, die Geschichte geht weiter. Das mit den Jahreszahlen lösen wir gleich auf.
Also, zurück ins Jahr 2004. Die Aare-Tessin AG (ATEL, heutige Alpiq), die Berner Kraftwerke (BKW), die Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW), die Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg (EGL, heute Teil der Axpo), die Energie Ouest Suisse (EOS), Nordostschweizerische Kraftwerke (NOK, heutige Axpo) und das Elektrizitätswerk Zürich (EWZ) rufen im Jahr 2004 die nationale Netzgesellschaft Swissgrid als Reaktion auf die Herausforderungen der Strommarktliberalisierung in Europa ins Leben. Das geschieht, ganz ohne dass eine gesetzliche Grundlage dies erfordert hätte. Die Gründung einer nationalen Netzgesellschaft galt als Voraussetzung für die bilateralen Verhandlungen mit der EU über den Strommarkt. «Mit der Gründung von Swissgrid ist die Hoffnung verbunden, die Stellung des Landes als wichtige internationale Stromdrehscheibe zu erhalten und zu stärken», schrieb beispielsweise die Neue Zürcher Zeitung.
Mit der Gründung von Swissgrid ist die Hoffnung verbunden, die Stellung des Landes als wichtige internationale Stromdrehscheibe zu erhalten und zu stärken.
Neue Zürcher Zeitung
Der Gründung folgte eine zweijährige Startverzögerung aufgrund offener juristischer Fragen. Ein Entscheid des Bundesgerichts klärte schlussendlich die Sachlage und machte den Weg frei für Swissgrid. Am 15. Dezember 2006 war es dann soweit. Der grosse Tag, der Tag der das 15-jährige Jubiläum von Swissgrid im Jahr 2021 erklärt. An diesem besagten Freitag konnte Swissgrid in ihrem Hauptsitz in Laufenburg mit einer Belegschaft von 130 Personen mit der Überwachung und der Steuerung des Höchstspannungsnetzes beginnen. «Mit dem operativen Start von Swissgrid setzen wir einen Meilenstein in der Schweizer Stromwirtschaft zu Gewährung der Stromversorgungssicherheit im In- und benachbarten Ausland und machen damit einen wichtigen Schritt Richtung Europa.», verkündete der damalige und erste CEO von Swissgrid Hans-Peter Aebi. Doch die Geschichte geht noch immer weiter, denn was bis jetzt fehlte, waren die gesetzlichen Grundlagen für eine nationale Netzgesellschaft. Das Höchstspannungsnetz wird als natürliches Monopol betrieben, darum braucht es eine gesetzliche Regulierung.
Wir machen also einen Zeitsprung ins Jahr 2008. Die gesetzlichen Grundlagen für die nationale Netzgesellschaft, namentlich das Stromversorgungsgesetz tritt in Kraft. Sie bestätigt, dass eine unabhängige Organisation, die nationale Netzgesellschaft Swissgrid, für den sicheren, zuverlässigen und wirtschaftlichen Betrieb des Schweizer Übertragungsnetzes zuständig ist. Doch das ist noch nicht alles. Die bisherigen Eigentümer erhielten mit dem neuen Gesetz die Aufgabe, die Übertragungsnetzbereiche rechtlich von ihren übrigen Tätigkeiten zu entflechten und sie bis zum 1. Januar 2013 in die nationale Netzgesellschaft Swissgrid zu überführen. Gar keine einfache Angelegenheit bei 6700 Kilometern Höchstspannungsnetz und mehreren bisherigen Besitzern. Es handelte sich um eine ausserordentlich komplexe Transaktion, da währenddessen der sichere Betrieb des Netzes jederzeit gewährleistet werden musste. Es überrascht demnach nicht, dass diese Transaktion auch viele personellen Ressourcen verlangte: Über 100 Mitarbeitende der Strombranche waren damals involviert. «Die Netzüberführung ist ein einmaliges Projekt in der Schweizer Stromgeschichte», betonte damals der zweite CEO von Swissgrid Pierre-Alain Graf. «Es hat alle Beteiligten über drei Jahre intensiv gefordert und konnte nur dank enger Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Parteien erfolgreich umgesetzt werden,» resümiert er.
Mit dem operativen Start von Swissgrid setzen wir einen Meilenstein in der Schweizer Stromwirtschaft.
Hans-Peter Aebi
Mit dem Eintrag ins Handelsregister am 3. Januar 2013 wurde Swissgrid schliesslich auch die neue Eigentümerin des Schweizer Übertragungsnetzes. Seit diesem Datum trägt Swissgrid die vollumfängliche Verantwortung für den Betrieb aber eben auch den Unterhalt, die Erneuerung und den Ausbau des Schweizer Höchstspannungsnetzes.