2019 Unterhalt
Die Sonne brennt heiss auf den Albula Pass an diesem Sommertag Ende Juli. Die vier neuen Masten der Höchstspannungsleitung glänzen silbrig. Es ist schwer vorstellbar, dass hier noch vor wenigen Wochen der Schnee mehrere Meter tief lag und das Thermometer -18 Grad anzeigte. Aber genau das waren die Bedingungen, unter denen die Arbeiter Mitte April die Instandsetzung der 380-kV-Leitungen zwischen Pradella und Sils begannen.
Die Instandstellung war nötig, nachdem aussergewöhnlich starke Winde des Sturmtiefs Vaia in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 2018 im Gebiet der Passhöhe vier Masten umgeknickt hatten. Die betroffenen 380-kV-Leitungen war seither ausser Betrieb. Obwohl sehr wichtig, verzichtete Swissgrid aus Sicherheitsgründen auf ein Provisorium.
Als erstes musste überhaupt die Zufahrt auf die Passhöhe sichergestellt werden. Deshalb räumte das Tiefbauamt des Kanton Graubünden die Passstrasse von der Engadiner Seite her. Die Maschinen mussten sich stellenweise durch meterhohen Schnee fräsen.
Arbeiten im hochalpinen Gebiet im Frühling stellt ganz besondere Anforderungen an die Sicherheit. Denn zusätzlich zu üblichen Sicherheitsvorkehrungen auf Baustellen mussten auch Wetter und Lawinengefahr im Sicherheitsdispositiv berücksichtigt werden. So erstellte eine Lawinenkommission jeden Morgen einen Bericht und regelte darin die Zufahrt über die Strasse und an welchen der umgeknickten Masten überhaupt gearbeitet werden durfte.
Ohne Lawinensuchgeräte durfte niemand überhaupt auf den Pass. Für den Notfall hätte ein Container für 48 Stunden Zuflucht geboten. Das Problem waren nicht nur die Kälte und die starken Schneefälle, sondern auch der Wind und die Schneeverwehungen.
Auf grosse Schneemengen im Frühling folgte die Schneeschmelze. Das viele Wasser konnte kaum abfliessen. Fiel zusätzlich Regen, bildete sich auf der Passstrasse ein See.
Trotz aller meteorologischer Herausforderungen konnte das Projekt wie geplant abgeschlossen werden. Ende Juli wurde die Leitung über den Albula Pass wieder in Betrieb genommen. Auch wenn das Wetter schwierig und der Zeitdruck hoch war, das Sicherheitskonzept von Swissgrid hat sich bewährt: keine Person kam bei den Arbeiten zu Schaden.