Netzprojekt Gotthard

Pionierprojekt Gotthard als multifunktionale Infrastruktur

Autorin: Jacqueline Kalberer


Eine Tunnelverbindung, die die Schweiz wie keine andere prägt, ist die durch den Gotthard. Mit der Eröffnung des ersten, 15 km langen Gotthard-Eisenbahntunnels 1882 begann eine Ära der Ingenieurs-Meisterleistungen. 2016 knüpfte die Schweiz an diese glorreiche Vergangenheit an und eröffnete den mit 57 km längsten Eisenbahntunnel der Welt, den Gotthard-Basistunnel. Aber nicht nur Schienen, auch Strassen durchbohren das Gotthardmassiv. Neben dem 1980 eröffneten Gotthard-Strassentunnel soll eine zweite Röhre gebaut werden. Diese verspricht, als multifunktionale Infrastruktur ebenfalls ein Meisterwerk der Ingenieurskunst zu werden.

Blick in die Zukunft
1/2: Blick in die Zukunft – die bestehende Gotthard-Leitung wird ersetzt
Gotthardleitung
2/2

Verkabelung der Gotthardleitung

Seit 1933 überspannt eine Höchstspannungsleitung den Gotthard. Ein Teil dieser Leitung hat das Ende seiner Lebensdauer erreicht und muss altersbedingt teilweise saniert werden. Die von Swissgrid geplante Gesamtsanierung der Leitung fällt terminlich mit dem Bau der zweiten Gotthard-Strassenröhre zusammen. Swissgrid und das Bundesamt für Strassen (ASTRA) haben das technische Synergiepotenzial dieser beiden Projekte erkannt und sich frühzeitig koordiniert. So haben sie gemeinsam das erste Bündelungsprojekt der Schweiz zwischen einem Nationalstrassentunnel und einer Höchstspannungsleitung entworfen.

Varianten Kabelleitung
1/1: Verkabelung einer Höchstspannungsleitung im Kabelrohrblock (links) und auf Kabelpritschen wie im geplanten Werkleitungskanal (rechts)

Das Projekt sieht vor, dass unter dem Strassentunnel ein Werkleitungskanal (WELK) gebaut wird, durch den eine 220-kV-Leitung gezogen werden kann. Ein solcher Werkleitungskanal unterscheidet sich von einer Erdverkabelung im Kabelrohrblock, da die Kabelrohre nicht einbetoniert werden und somit für Wartungsarbeiten leichter zugänglich sind. Die Sicherheit dieser Anlage hat für Swissgrid höchste Priorität. Wie in der schematischen Darstellung erkennbar, wird der WELK unter dem Pannenstreifen der Fahrbahn und getrennt vom technischen Kanal des ASTRA neben diesem entlangführen. Dadurch ist die Leitung vor einem Brandfall oder ähnlichen Ereignissen im Strassentunnel geschützt. Auch die gültigen Grenzwerte für Emissionen gemäss der Verordnung über den Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung (NISV) werden überall eingehalten, selbst wenn Personen ihr Fahrzeug auf dem Pannenstreifen verlassen müssen. Ein eigens dafür vorgesehenes Lüftungssystem wird im WELK die durch die Kabel entstehende Wärme abführen. Somit ermöglicht dieses Projekt die mit rund 18 km längste Verkabelung einer Höchstspannungsleitung in der Schweiz, wodurch Swissgrid wertvolle Erfahrungen für zukünftige Bündelungsprojekte von Infrastrukturen gewinnen kann. Zudem wird das Landschaftsbild am Gotthard entlastet und die strategisch wichtige Gotthardleitung fit für die Zukunft gemacht – und all dies unter Einhaltung der Wirtschaftlichkeit.

Projektvideo
Verkabelung der 220-kV-Leitung am Gotthard

Weitere Bündelungsprojekte

Das Netzprojekt Innertkirchen – Ulrichen, welches die Erneuerung und Spannungserhöhung der Höchstspannungsleitung über den Grimselpass zum Ziel hat, befindet sich zurzeit im Sachplanverfahren des Bundes. Swissgrid hat verschiedene Korridorvarianten ausgearbeitet, in welchen im weiteren Projektverlauf ein Trassee mit einer bestimmten Übertragungstechnologie – Freileitung oder Erdkabel – realisiert werden kann. Diese werden nun durch eine vom Bundesamt für Energie (BFE) eingesetzte Begleitgruppe diskutiert und bezüglich ihrer Auswirkungen auf Raum, Umwelt, Technik und Kosten bewertet. Eine der Untervarianten ist der multifunktionale Grimselbahntunnel, der gemeinsam durch die Bahn und die Höchstspannungsleitung genutzt würde.

Beispiel eines Werkleitungskanals in Vezia (TI)
Beispiel eines Werkleitungskanals in Vezia (TI)

Bündelung von Infrastrukturen

Mit der grossen Anzahl Tunnel in der Schweiz und dem häufig geäusserten Bedürfnis nach mehr Verkabelung von Höchstspannungsleitungen scheint eine Bündelung dieser Infrastrukturen sinnvoll. Deshalb will das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) seit Mai 2019 die Möglichkeiten zur Bündelung von Infrastrukturen bei deren Planung systematisch prüfen lassen. In seiner Studie «Klärung von Grundsatzfragen für die Bündelung von Übertragungsleitungen mit Nationalstrassen und Eisenbahnstrecken» hat das UVEK die Anforderungen an Technik, Betrieb und Sicherheit bei solchen Vorhaben untersucht.

Swissgrid nimmt ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr und erarbeitet für jedes Projekt zum Bau einer Höchstspannungsleitung (sogenannte Netzprojekte) verschiedene technisch realisierbare und bewilligungsfähige Varianten hinsichtlich Leitungsführung und Technologie. Diese werden von einer Begleitgruppe geprüft, worauf das BFE eine Variantenempfehlung an den Bundesrat einreicht. Swissgrid realisiert die vom Bundesrat gewählte Variante. Swissgrid ist sich des innovativen Charakters und der Vorteile einer Bündelung von Infrastrukturen bewusst und beachtet bei der Ausarbeitung der Varianten sowohl die Vorgaben des Bundes als auch der Studie des UVEK. Für jedes Netzprojekt entscheidet die Begleitgruppe individuell, ob Synergiepotenziale einer Bündelung von Infrastrukturen in einer Gesamtbewertung der technischen, betrieblichen, wirtschaftlichen und raumplanerischen Aspekte überwiegen.



Autorin

Jacqueline Kalberer
Jacqueline Kalberer

Communication Manager


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