Die Kapazitätserhöhung ist mit Blick auf die Energiestrategie des Bundes nötig, um die wachsende Stromproduktion aus Wasserkraft im Kanton Wallis ins Schweizer Mittelland zu transportieren und damit die Versorgungssicherheit im Wallis und der ganzen Schweiz langfristig zu stärken.
Ausbau wichtiger Energie-Achsen
Für die langfristige Versorgungssicherheit der Schweiz ist es unerlässlich, die notwendige Verstärkung auf 380 Kilovolt (kV) so rasch wie möglich zu realisieren. Ein wichtiger Aspekt ist der bedarfsgerechte Ausbau der Netze: Die Verteilung der Energieflüsse auf mehrere Nord-Süd-Achsen – z.B. via Grimsel oder Gemmi – erhöht die Transportkapazität. Die Leitungen spielen auch für den Stromtransit auf der Nord-Süd-Achse eine Rolle. Die Schweiz ist keine Insel, sondern ins europäische Übertragungsnetz eingebunden. Das ist wichtig und dient nicht zuletzt auch der Schweiz selbst, z.B. bei einer Mangellage. Das Netz der Schweiz ist nur stabil, wenn das europäische Netz stabil ist.
Energieproduktion und Übertragungsnetz im Wandel
Im Dezember 2019 wurde das Kernkraftwerk Mühleberg abgeschaltet. Dadurch fällt jährlich im Mittelland eine Stromproduktion von rund 3000 Gigawattstunden weg. Dies entspricht fünf Prozent der Schweizer Energieproduktion oder dem Jahresverbrauch von 700 000 Haushalten. Um diese nun fehlende Einspeisung im Schweizer Stromnetz zu kompensieren, muss mittelfristig mehr Strom in anderen Schweizer Kraftwerken, wie beispielsweise dem Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance, mit 900 MW eines der leistungsstärksten Europas, produziert und ins Mittelland transportiert werden.
Strukturelle Engpässe abwenden
Das Schweizer Übertragungsnetz weist bereits heute strukturelle Engpässe auf. Die Netzinfrastruktur im Kanton Wallis ist davon besonders betroffen. Die sichere Verbindung der Wasserkraftwerke in den Alpen mit den Verbraucherzentren im Mittelland ist unerlässlich. Bereits heute muss Swissgrid die Kraftwerksbetreiber regelmässig anweisen, ihre Produktion einzuschränken. Deshalb sind die Spannungserhöhungen auf 380 kV unerlässlich. Nur so gelingt es, die produzierte Energie abzutransportieren und damit die Versorgungssicherheit in der ganzen Schweiz zu gewährleisten.
Informationen zu einzelnen Netzprojekten
Chippis – Mörel
Swissgrid plant den Bau einer neuen, rund 44 Kilometer langen 380-kV-Leitung zwischen den Unterwerken Chippis und Mörel. Die neue 380-kV-Leitung verläuft abseits von den Siedlungsgebieten. Das Projekt befindet sich derzeit im Bewilligungsverfahren des Bundes.
Die bestehende 220-kV-Leitung zwischen Chippis und Mörel wird nach Inbetriebnahme der neuen Leitung demontiert. Dies entlastet das Siedlungsgebiet insbesondere im Raum Leuk-Susten, Niedergampel, Gampel, Steg, Raron und Baltschieder und Brig.
Im optimalen Fall ist die Inbetriebnahme der neuen 380-kV-Leitung Chippis – Mörel bis 2028 geplant. Im Falle von Beschwerden und Gerichtsverfahren verzögert sich die Inbetriebnahme um mehrere Jahre.
Für das Netzprojekt Chippis – Mörel hat Swissgrid eine Studie für eine Erdverlegung erstellt. Das Ziel ist es, die lokalen Gegebenheiten detaillierter zu berücksichtigen und die technische Lösung und Kosten einer Erdverlegung besser abzuschätzen. Derzeit erstellt Swissgrid im Auftrag der Behörden eine Studie, um die Leitungsführung durch das nationale Schutzgebiet Pfynwald nochmals zu überprüfen. Dabei werden mögliche Ausführungsvarianten für eine erdverlegte Leitung zwischen Agarn und Chippis umfassend geprüft, z.B. eine bergmännische Variante der Verkabelung im festen Felsen südlich des Pfynwaldes (hinter dem Schuttkegel) oder eine Bündelung mit dem Autobahntunnel A9 im Pfynwald.
Das Bundesamt für Energie (BFE) hat das Bewilligungsverfahren für rund 6-9 Monate sistiert, damit Swissgrid die zusätzlichen Abklärungen vornehmen kann.
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Chippis – Stalden
Die Höchstspannungsleitung zwischen Chippis und Stalden (Törbelleitung) wird für den versorgungssicheren Transport der Energie aus Wasserkraftwerken (u.a. Stausee Mattmark) verstärkt.
Die Strommasten der Leitung Chippis – Stalden sind heute erst auf einer Seite mit einem 220-kV-Stromsystem belegt. Neu wird auf der Stromleitung ein zweites 220-kV-System aufgelegt.
Auf dem Abschnitt von Chippis bis zur Querung des Emsbachs in Agarn wird die neue Leitungsführung zusammen mit dem Netzprojekt Chippis – Mörel definiert. Zwischen Agarn und Stalden bleibt die Leitungsführung unverändert.
Das BFE hat den Ausbau der Leitung zwischen Agarn und Stalden im Februar 2022 bewilligt und damit grünes Licht für die Umbauarbeiten der Leitung erteilt.
Bickigen – Chippis
Das Projekt umfasst die Spannungserhöhung von 220 auf 380 kV der Höchstspannungsleitung zwischen Chippis und Bickigen auf dem bestehenden Trassee.
Die geplanten Baumassnahmen sind erforderlich, um die aktuell gültigen Verordnungen und Grenzwerte einzuhalten. Einzelne Masten werden erhöht und deren Fundamente verstärkt, Isolatoren ersetzt oder die Leiterseile stärker angespannt.
Das Bundesamt für Energie (BFE) hat im Februar 2022 die Plangenehmigungsverfügung ausgestellt. Gegen den Entscheid sind Beschwerden an das Bundesverwaltungsgericht eingegangen. Dadurch verzögert sich die Spannungserhöhung der Leitung Bickigen – Chippis um voraussichtlich weitere zwei Jahre. Die Inbetriebnahme ist geplant bis 2027.
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Detaillierte Informationen zum Netzprojekt Bickigen – Chippis
Mörel-Filet – Ulrichen
Das Projekt sieht den Bau einer neuen, rund 30 Kilometer langen 380-kV-Höchstspannungsleitung zwischen Mörel-Filet und Ulrichen vor. Auf dem Trassee wird auch eine 132-kV-Bahnstromleitung der SBB sowie eine 65-kV-Leitung von Valgrid mitgeführt.
Auf dem Abschnitt zwischen Mörel-Filet und Ernen werden in der nächsten Bauetappe die Masten montiert und die Fundamentköpfe betoniert. Die neuen Masten werden bereits mit grüner Farbe aufgestellt, damit sie sich besser ins Landschaftsbild einpassen.
Auf dem Abschnitt zwischen Ernen und Ulrichen ist die neue 380-kV-Leitung bereits in Betrieb. Die alte Leitung wurde demontiert und damit die Ortschaften Ernen, Rekingen und Gluringen spürbar entlastet.
Gemäss heutiger Projektplanung ist die Inbetriebnahme des Leitungsabschnitts zwischen Mörel-Filet und Ernen bis Ende 2023 geplant. Ab 2024 erfolgt der Rückbau der heutigen 220-kV-Leitung von Swissgrid sowie der 65-kV-Leitungen von Valgrid.
Zwischen dem Kraftwerk der Elektra Massa in Bitsch und der Schaltanlage in Mörel-Filet wird die heutige 220-kV-Leitung umgebaut. Die Bauarbeiten der Mast- und Kabelmontage werden voraussichtlich im 2023 ausgeführt.
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Detaillierte Informationen zum Netzprojekt Mörel-Filet – Ulrichen
Innertkirchen – Ulrichen
Die rund 27 Kilometer lange Höchstspannungsleitung zwischen Innertkirchen (BE) und Ulrichen (VS) wird erneuert und gleichzeitig die Spannung von heute 220 Kilovolt (kV) auf 380 kV erhöht.
Das Bundesamt für Energie (BFE) hat eine Begleitgruppe eingesetzt, welche die von Swissgrid vorgeschlagenen Planungskorridore diskutiert und bezüglich der Auswirkungen auf Raum, Umwelt, Technik und Kosten bewertet. Die Empfehlung der Begleitgruppe geht als nächstes in die öffentliche Mitwirkung. Voraussichtlich Ende 2022 bestimmt der Bundesrat den Planungskorridor und die Übertragungstechnologie zwischen Innertkirchen und Ulrichen.
Die Begleitgruppe empfiehlt zuhanden des BFE eine Erdverkabelung zwischen Innertkirchen und Oberwald und eine Freileitung zwischen Oberwald und Ulrichen. Für die rund 23 Kilometer lange Erdverkabelung zwischen Innertkirchen und Oberwald gibt es zwei Varianten.
- In der Variante 1 wird die Höchstspannungsleitung von Innertkirchen bis Handegg in einem neu zu bauenden Kabelstollen geführt. Zwischen Handegg und dem Kraftwerk Grimsel 2 soll die Leitung in bestehenden Stollen der Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) verkabelt werden. Zwischen dem Kraftwerk Grimsel 2 und Oberwald wird die Leitung erneut in einem neu zu bauenden Stollen geführt.
- Bei der alternativen Variante 2 wird die Höchstspannungsleitung in den multifunktionalen Grimselbahntunnel verlegt. Dieser zur Diskussion stehende Bahntunnel soll von Innertkirchen nach Oberwald führen. Die Höchstspannungsleitung ist in einem parallel zum Bahntunnel verlaufenden Kabelstollen vorgesehen.
Bei beiden Varianten durchquert die Leitung in Oberwald unterirdisch den Talgrund. An der Südseite des Tals ist ein Übergangsbauwerk vorgesehen. Von dort führt die Höchstspannungsleitung über eine Länge von 4.5 Kilometern als Freileitung nach Ulrichen bis zur bestehenden Leitung über den Nufenenpass. Beide Varianten sind aus Sicht Übertragungskapazität gleichwertig.
Swissgrid und das Bundesamt für Energie führen am Donnerstag, 2. Juni 2022 in Oberwald (VS) eine öffentliche Informationsveranstaltung zum Projekt durch.
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Detaillierte Informationen zum Netzprojekt Innertkirchen – Ulrichen
Neues Unterwerk in Ernen
Am neuen Standort in Niederernen entsteht bis Ende 2023 ein modernes Unterwerk. Das alte Unterwerk in Fiesch und der Leitungsanschluss werden zurückgebaut. Damit wird eine Talquerung verhindert und das Siedlungsgebiet entlastet.
Zum Kernstück des neuen 220-kV-Unterwerks Ernen zählt die gasisolierte Schaltanlage. Zudem wird ein zweiter 220-/65-kV-Transformator installiert, um die regionale Versorgungssicherheit zu erhöhen. Valgrid baut am Standort in Niederernen ein neues 65-kV-Unterwerk.