Auch wenn Laien einige Fragen teilweise durch eigene Vorstellungskraft beantworten können, bleibt der Einzug eines Leiterseils, mit dem es an einem Isolator eines Mastes befestigt werden soll, ein hochtechnischer Vorgang. Wir werden dies kurz erläutern und Ihnen eine Technik vorstellen, die das Risiko für alles, was sich unterhalb der Trasse einer Freileitung befindet, begrenzt.
Einzug in mehreren Schritten
Bei einer Leitung im Bau wird, bevor das Leiterseil selbst auf die Masten gezogen werden kann und um seinen Übergang von einem Mast zum anderen zu erleichtern, zunächst ein Nylonseil (3) gezogen. Dieses Seil läuft durch Rollen (2), die unter den Isolatoren befestigt werden und grösser als Fahrradreifen sind. Dadurch kann es leichter vom ersten Mast zum letzten der Zugstrecke gezogen werden. Die Länge eines Abschnitts kann von einigen Hundert Metern bis zu einigen Kilometern variieren. Sobald das Nylonseil mit der zweiten Seilzugmaschine (4) verbunden ist, wird ein zweites dickeres Seil daran befestigt. Dieses legt denselben Weg wie das andere Seil zurück, bis ein Stahlseil gezogen werden kann, das stark genug ist, um das Leiterseil daran anzuschliessen. Die Seilzugmaschine links im zweiten Schema hält das Leiterseil fest und bremst es. Die Maschine rechts zieht es und sorgt dafür, dass es sich nicht dem Boden nähert und straff gespannt bleibt. Wenn das Leiterseil vollständig abgewickelt ist, wird es von den Rollen genommen und unter dem Isolator befestigt. Dieser Vorgang wird für alle Phasen und für das Erdseil, das sich an der Mastspitze befindet, wiederholt.
Um Leiterseile auf einer bestehenden Leitung zu ersetzen, wird die gleiche Methode angewandt, ausser dass das alte Leiterseil entfernt und auf einer Seite aufgerollt wird, während das neue Leiterseil mitgeführt wird.
Das Leben unter den Leitungen
Sie haben es sicher schon bemerkt: Die Höchstspannungsleitungen von Swissgrid verlaufen quer durch die Schweiz und bewusst über Infrastrukturen wie Strassen, Autobahnen oder auch Eisenbahnlinien etc. Wie kann man das, was sich darunter befindet, schützen? Dafür gibt es mehrere Lösungen. Die bekannteste ist das Aufstellen eines Portals, wie es bei (1) dargestellt ist. Diese Lösung wird vor allem dann verwendet, wenn alle Leiterseile auf ihren Isolatoren neu verlegt oder ausgetauscht werden. Die Vielzahl an Übergängen über die Infrastruktur und der hohe Zeitaufwand für diese Art von Arbeiten rechtfertigen das Anbringen dieser umfangreichen und teilweise kostspieligeren Schutzvorrichtungen.
Rolle, kleiner Wagen
Wenn jedoch nur eines der Leiterseile oder das Erdseil ausgetauscht werden muss, gibt es ein Werkzeug, das wertvolle Zeit spart und gleichzeitig ein Höchstmass an Sicherheit bietet: den Rollenleine-Karren. Da aber ein Bild mehr als tausend Worte und ein Film mehr als zehntausend Worte sagt, hier dieser Karren in Aktion bei der Arbeit an verschiedenen Leitungen.
Wenn Innovation dazu beiträgt, Kosten zu senken
Ein weiterer Vorteil der «Rollenleine»-Methode ist, dass sie weniger kostet als das Anbringen von Schutzvorrichtungen. Eine Strasse oder eine Bahnlinie zu sperren , Nachtteams einzusetzen und dazu noch die entsprechenden Sicherheitseinrichtungen vorzunehmen, ist aufwendig und kostenintensiver. Sofern bei dieser Methode die optimale Sicherheit beim Einzug oder Ersetzen von Leitungen gewährleistet ist, soll sie zukünftig vermehrt zum Einsatz kommen und so dazu beitragen die Kosten für diese Art von Eingriffen weiter zu senken.